Die Zukunft des Strandbads Wannsee steht auf der Kippe. Berlins größtes und bekanntestes Freibad feiert dieses Jahr seinen 117. Geburtstag – doch hinter der historischen Fassade bröckelt es gewaltig. Nach Expertenschätzungen sind mindestens 20 Millionen Euro nötig, um das denkmalgeschützte Bad zu retten. Die Berliner Bäderbetriebe sprechen sogar von 30 Millionen Euro.
An diesem sonnigen Nachmittag ist davon wenig zu spüren. Familien breiten ihre Handtücher auf dem feinen Sand aus, Kinder plantschen im flachen Wasser. «Ich komme seit über 40 Jahren hierher», erzählt Marianne Schulz, während sie ihren Enkel beobachtet. «Das ist ein Stück Berlin, das nicht verloren gehen darf.»
Doch der Sanierungsstau ist unübersehbar. Die historischen Umkleidekabinen aus den 1920er Jahren sind teilweise gesperrt, Holzplanken fehlen, die Sanitäranlagen sind veraltet. Klaus-Dieter Müller, seit acht Jahren Bademeister am Wannsee, schüttelt den Kopf: «Jedes Jahr wird geflickt, aber das reicht längst nicht mehr. Die Substanz ist einfach am Ende.»
Die Berliner Politik hat das Problem erkannt. Sportsenatorin Iris Spranger versprach bei einem Ortstermin im Mai erste Mittel für 2025. «Die Planungen laufen», bestätigt Matthias Oloew von den Berliner Bäderbetrieben. «Aber eine umfassende Sanierung wird Jahre dauern – und die Finanzierung steht noch nicht vollständig.»
Wenn ich durch die langen Holzgänge des Strandbads gehe, die zum Wasser führen, spüre ich förmlich die Geschichte dieses Ortes. Hier badeten schon die Berliner der Kaiserzeit, hier fanden die Olympischen Spiele 1936 statt, hier erholten sich Menschen während des Kalten Krieges vom geteilten Alltag.
Für viele Berlinerinnen und Berliner ist der Wannsee mehr als ein Bad – er ist ein Sehnsuchtsort. Was passiert, wenn die Sanierung nicht kommt? Die Folgen wären dramatisch: weitere Sperrungen, möglicherweise sogar die komplette Schließung eines Wahrzeichens der Stadt.
Eine endgültige Entscheidung soll bis Ende des Jahres fallen. Bis dahin bleibt den Badegästen nur das Hoffen auf politischen Willen und ausreichende Finanzmittel. Berlin ohne Wannseebad? Für viele ist das undenkbar.