Die Tierschützer im Essener Tierheim schlagen Alarm. Kurz vor den Sommerferien häufen sich die Anfragen von Tierhaltern, die ihre Haustiere abgeben wollen. «Allein letzte Woche hatten wir 25 Anfragen für Hunde und Katzen», berichtet Tierheim-Leiterin Jeanette Gudd. Das Heim sei bereits jetzt komplett überfüllt, alle 200 Plätze belegt.
Die Begründungen der Besitzer klingen oft ähnlich: Urlaub, Zeitmangel oder plötzliche Unverträglichkeiten in der Familie. Manchmal wird auch die gestiegene Teuerungsrate angeführt. Doch die Tierschützer vermuten andere Motive. «Viele haben sich während der Corona-Zeit unüberlegt Tiere angeschafft und merken jetzt, dass sie nicht in ihren Alltag passen», erklärt Gudd.
Eine bedenkliche Entwicklung, die ich in meinen zwanzig Jahren als Journalistin immer wieder beobachte: Nach der Pandemie-Haustierflut folgt die große Enttäuschung. Die Tierpension des Heims ist für die Ferienzeit bereits ausgebucht. Dabei wäre dies die verantwortungsvolle Alternative zur Abgabe.
Tierschutzvereine und Behörden appellieren an die Vernunft der Besitzer. «Ein Tier ist ein Lebewesen, kein Urlaubshindernis», betont Rolf Meyer vom Deutschen Tierschutzbund. Die Stadt Essen prüft nun strengere Auflagen für Tierhalter und zusätzliche Unterstützung für das überlastete Tierheim.
Was bleibt, sind überforderte Tierheime und verunsicherte Tiere. Ob die Politik rechtzeitig reagiert, bevor die nächste Abgabewelle kommt? In Hamburg hatte eine ähnliche Situation letztes Jahr zu einem kommunalen Notfallplan geführt. Manchmal braucht es eben mehr als gute Vorsätze, um Verantwortung zu leben.