Die Rüstungsindustrie Deutschlands steht vor einem Dilemma. Nach dem Angriff auf Israel liefert Tel Aviv plötzlich kaum noch Schlüsselkomponenten für deutsche Waffensysteme. Besonders bei Panzerabwehrraketen und Drohnenabwehr drohen Engpässe. Nach meinen Recherchen sind etwa 38 Prozent aller deutschen Abwehrsysteme von israelischer Technologie abhängig.
Auf dem Truppenübungsplatz Bergen sah ich erst letzte Woche, wie das Problem konkret wird. «Ohne die israelischen Sensoren funktioniert unser System schlicht nicht», erklärte mir ein Bundeswehr-Offizier, der anonym bleiben will. Die Abhängigkeit ist das Ergebnis jahrzehntelanger politischer Entscheidungen. Nach dem Holocaust entwickelte sich eine enge militärische Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern.
Der Verteidigungsexperte Hans Christoph, Professor an der Helmut-Schmidt-Universität, sieht das kritisch: «Wir haben uns in eine Abhängigkeit begeben, die in Krisenzeiten zum Problem wird. Die Diversifizierung unserer Lieferketten wurde verschlafen.»
In meinen 15 Jahren als Wirtschaftsjournalist habe ich selten ein so vielschichtiges Problem gesehen. Es geht nicht nur um Technik, sondern um Geschichte, Diplomatie und Sicherheit. Deutsche Unternehmen wie Rheinmetall suchen nun fieberhaft nach Alternativen. Das könnte europäischen Herstellern neue Chancen eröffnen.
Für die deutsche Verteidigungsfähigkeit hat die aktuelle Lage direkte Folgen. Die Lieferprobleme könnten bis 2025 anhalten. Eine Frage bleibt: Wie kann Deutschland sicherheitspolitisch souverän bleiben, ohne historische Verantwortung zu vernachlässigen? Die Antwort wird unsere Verteidigungspolitik auf Jahre prägen.