Die Spuren der Vergangenheit sind im Berliner Stadtbild manchmal nur noch durch eine doppelte Reihe Pflastersteine zu erkennen – dort, wo einst die Mauer stand. Heute jährte sich der Mauerbau zum 64. Mal. Am 13. August 1960 begann das DDR-Regime mit der Errichtung jener Barriere, die Familien trennte und mindestens 140 Menschen beim Fluchtversuch das Leben kostete. Bei der Gedenkveranstaltung an der Bernauer Straße wurde deutlich: Das Erinnern braucht neue Impulse.
«Viele junge Menschen wissen nicht mehr, was die Mauer bedeutete», sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth bei der zentralen Gedenkfeier. Die Grünen-Politikerin forderte mehr Geschichtsunterricht an Schulen. Eine Forderung, die ich bei meinen Recherchen immer wieder höre – von Lehrern, Zeitzeugen und Historikern gleichermaßen.
An der Bernauer Straße, wo noch Teile der Grenzanlage als Mahnmal erhalten sind, kamen heute Angehörige von Maueropfern, Politiker und Bürger zusammen. Beeindruckend war das Schweigen, als die Namen der Todesopfer verlesen wurden. Es sind Menschen wie Günter Litfin, der am 24. August 1961 als erster beim Fluchtversuch erschossen wurde, oder Chris Gueffroy, der letzte Mauertodesfall im Februar 1989.
Die Teilung Berlins hat auch meine Familie geprägt. Mein Onkel aus Hamburg konnte seinen Bruder in Ost-Berlin nur mit Passierschein besuchen. «Das war wie ein Besuch im Gefängnis», erzählte er mir einmal. Diese persönlichen Geschichten machen Geschichte greifbar.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser betonte: «Die Erinnerung an Unrecht und Unfreiheit ist die beste Impfung gegen neue Diktaturen.» Ein Gedanke, der angesichts wachsender extremistischer Tendenzen in Europa besondere Bedeutung gewinnt. Wie relevant ist diese Mahnung in einer Zeit, in der autoritäre Ideen weltweit wieder Zulauf erhalten?
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