In Berlin verschärft sich das Problem der offenen Drogenszene zusehends. Am Leopoldplatz, im Görlitzer Park und rund um den Bahnhof Zoo konsumieren täglich Hunderte Menschen Heroin, Crack und andere Drogen – immer sichtbarer und unter immer prekäreren Umständen. Laut aktuellen Zahlen der Berliner Gesundheitsverwaltung gibt es in der Hauptstadt etwa 6.000 Heroinabhängige. Allein im vergangenen Jahr starben 223 Menschen an den Folgen ihres Drogenkonsums.
«Die Situation hat sich in den letzten zwei Jahren deutlich verschlechtert», erklärt Astrid Leicht vom Suchthilfeverein Fixpunkt. Seit über 20 Jahren arbeitet sie mit Drogenabhängigen auf Berlins Straßen. «Das Elend ist sichtbarer geworden. Es wurde aus den Nischen und versteckten Orten auf die Straße gedrückt.»
Neben Corona hat vor allem der angespannte Wohnungsmarkt die Lage verschärft. Wer einmal auf der Straße landet, findet kaum noch zurück. Gleichzeitig fehlt es an Drogenkonsumräumen, wo Abhängige unter hygienischen Bedingungen und medizinischer Aufsicht konsumieren können. Von den vier Berliner Einrichtungen dieser Art hat keine durchgehend geöffnet.
Bei meinem letzten Besuch am Leo traf ich Markus, 42, seit 15 Jahren abhängig. «Früher gab’s mehr Rückzugsorte, jetzt werden wir überall vertrieben», erzählte er mir. Dabei wäre Hilfe so wichtig. Die Substanzen auf der Straße werden immer gefährlicher, mit unberechenbaren Beimischungen.
Sozialarbeiter und Ärzte fordern mehr niedrigschwellige Angebote und eine bessere Vernetzung der Hilfsangebote. Der neue Berliner Senat setzt dagegen verstärkt auf Polizeipräsenz und Vertreibung. «Damit werden die Probleme nur verlagert, nicht gelöst», warnt Leicht.
Die Frage bleibt: Wollen wir eine Stadt, die ihre verletzlichsten Mitglieder versteckt, oder eine, die ihnen wirksam hilft? Die Antwort betrifft uns alle.