Der VfB Stuttgart hat gestern Abend im ersten Franz Beckenbauer Supercup gegen den FC Bayern München eine knappe, aber verdiente 1:2-Niederlage hinnehmen müssen. Die 68.000 Zuschauer in der Allianz Arena erlebten ein Spiel, das mehr bot als nur den üblichen Saisonauftakt – es war eine Hommage an den im Januar 2024 verstorbenen «Kaiser» und gleichzeitig ein digitales Spektakel der besonderen Art.
Während auf dem Rasen die Stars beider Teams um den ersten Titel der Saison kämpften, sorgte die neueste AR-Technologie für Gänsehautmomente. Fans, die die offizielle Supercup-App installierten, konnten durch ihre Smartphone-Kameras virtuell mit Franz Beckenbauer interagieren. Eine KI-generierte, aber verblüffend authentische Beckenbauer-Projektion analysierte Spielzüge und teilte Anekdoten aus seiner Zeit als Spieler und Trainer.
«Wir wollten Franz› Vermächtnis auf eine Art ehren, die seine innovative Denkweise widerspiegelt», erklärte Bayern-CEO Jan-Christian Dreesen. «Die Technologie ermöglicht es, seine Fußballweisheit an neue Generationen weiterzugeben.» Die Daten für die KI-Simulation stammten aus tausenden Interviews und Spielanalysen des «Kaisers» – ein Digitalisierungsprojekt, das über zwei Jahre in Zusammenarbeit mit der Familie Beckenbauer entwickelt wurde.
Auf dem Platz entschied Harry Kane mit seinem Doppelpack (23., 67.) die Partie für die Bayern. Der zwischenzeitliche Ausgleich durch Stuttgarts Neuzugang Robin Hack (45.+2) reichte nicht, um den Pokal in die schwäbische Landeshauptstadt zu holen. Bemerkenswert: Bei jedem Tor aktivierte das Stadion-System automatisch personalisierte AR-Erlebnisse für App-Nutzer.
Die Technik stieß überwiegend auf Begeisterung, aber nicht alle Fans waren glücklich. «Irgendwann muss man auch loslassen können», meinte VfB-Anhänger Michael Breuer (59). «Manchmal schauen wir zu sehr auf unsere Handys statt auf das Spiel.» Ein berechtigter Einwand in Zeiten, wo digitale und reale Fußballerlebnisse zunehmend verschmelzen.
Der Franz Beckenbauer Supercup soll nun jährlich den Saisonauftakt bilden – und die AR-Technologie wird weiterentwickelt. Bleibt die Frage: Wie viel Digitalisierung verträgt der Fußball, bevor das Live-Erlebnis im Stadion seinen ursprünglichen Charakter verliert?