Die Stadtbahnen in Dortmund sorgen aktuell für Schlagzeilen, doch diesmal geht es nicht um Verspätungen oder Ausfälle. Eine junge Frau hat ein Video auf Instagram veröffentlicht, in dem sie über sexuelle Belästigung in der U-Bahn berichtet. Der Vorfall ereignete sich am helllichten Tag, während der Fahrt im öffentlichen Nahverkehr. Nach Angaben der Betroffenen reagierten umstehende Fahrgäste nicht auf ihre offensichtliche Notlage.
Die 29-jährige Dortmunderin schildert, wie ein fremder Mann sich in der U-Bahn neben sie setzte und ihr immer näher kam. «Er berührte mich mehrfach am Oberschenkel und machte eindeutige Anspielungen», berichtet sie in ihrem Video, das mittlerweile tausendfach geteilt wurde. Das Verkehrsunternehmen DSW21 bestätigte, dass der Vorfall bereits zur Anzeige gebracht wurde und die Polizei ermittelt.
Laut Kriminalstatistik wurden im vergangenen Jahr 287 Fälle sexueller Belästigung im öffentlichen Raum in Dortmund gemeldet – Tendenz steigend. Polizeisprecherin Maria Weber erklärt: «Die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher, da viele Betroffene aus Scham oder Angst keine Anzeige erstatten.»
In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich immer wieder mit Frauen gesprochen, die ähnliche Erfahrungen machen mussten. Was mich bei diesem Fall besonders betroffen macht: Niemand griff ein, obwohl der Vorfall nicht im nächtlichen Halbdunkel, sondern am Nachmittag stattfand.
Das Verkehrsunternehmen DSW21 hat mittlerweile reagiert und angekündigt, mehr Sicherheitspersonal einzusetzen. Auch sollen die Notrufsäulen in den Bahnen deutlicher gekennzeichnet werden. Die Polizei Dortmund hat eine Ermittlungsgruppe eingerichtet und sucht nach Zeugen des Vorfalls.
Die Debatte, die das Video der jungen Frau ausgelöst hat, könnte ein wichtiger Anstoß sein – nicht nur für mehr Sicherheitsmaßnahmen, sondern auch für mehr Zivilcourage. Denn was nützen alle Kameras und Notrufsäulen, wenn Menschen wegschauen, wenn jemand in Bedrängnis gerät?