In Nordrhein-Westfalen formiert sich Widerstand gegen geplante Castor-Transporte. Erstmals seit zehn Jahren sollen wieder hochradioaktive Abfälle aus britischen Wiederaufbereitungsanlagen nach Deutschland zurückkehren – sechs Behälter mit dem Ziel Jülich. Der Transport könnte bereits im Herbst stattfinden, obwohl ein konkretes Datum noch nicht feststeht.
Die Bürgerinitiativen haben sich bereits vernetzt. «Wir werden friedlich, aber entschlossen protestieren», erklärt Kerstin Meyer von der Initiative «AtomNRW-Stopp». Nach ihren Angaben bereiten sich mehr als 20 Organisationen auf Mahnwachen und Demonstrationen vor. Die Sorge: Die Transporte könnten dicht besiedelte Gebiete durchqueren und ein Sicherheitsrisiko darstellen.
Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung betont hingegen die Sicherheit der Transportbehälter. «Diese Castoren erfüllen höchste internationale Sicherheitsstandards», versichert Behördensprecher Thomas Weber. Die Behälter seien so konstruiert, dass sie selbst schwere Unfälle überstehen würden.
In meinen fast zwanzig Jahren Berichterstattung habe ich viele solcher Proteste begleitet. Was heute anders ist: Die Debatte um Atomkraft hat sich durch die Energiekrise und Klimafragen neu entfacht. In Hamburg hörte ich kürzlich auf einer Veranstaltung immer wieder das Argument: «Ohne sichere Endlager sollten wir keine weiteren Transporte zulassen.»
Der Konflikt spiegelt ein größeres Dilemma wider. Deutschland hat den Atomausstieg beschlossen, muss aber Verantwortung für seinen Atommüll übernehmen. Die Frage, wo und wie dieser langfristig gelagert werden soll, bleibt unbeantwortet. Und solange das so ist, werden die gelben Fässer weiter Symbole eines ungelösten Problems bleiben – und Menschen auf die Straße bringen.