Die Nachricht schlug gestern in Dresden ein wie eine Bombe: Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) hat die seit Jahren geplante Sanierung des Ordnungsamtsgebäudes in der Dresdner Theaterstraße vorerst gestoppt. Die Kosten für die Sanierung des maroden Baudenkmals waren zuletzt auf über 60 Millionen Euro gestiegen – mehr als doppelt so viel wie ursprünglich veranschlagt.
«Wir brauchen eine Denkpause», erklärte Hilbert in einer eilig anberaumten Pressekonferenz. Angesichts der dramatischen Finanzlage der Stadt und des erheblichen Investitionsstaus sei eine Neubewertung unumgänglich. Tatsächlich kämpft Dresden, wie viele Kommunen, mit knappen Kassen und zahlreichen dringenden Aufgaben.
Das zwischen 1900 und 1904 errichtete neobarocke Gebäude an der Theaterstraße zeigt deutliche Verfallserscheinungen. Seit 2018 sind bereits Teile der Fassade mit Netzen gesichert, um Passanten vor herabfallenden Stücken zu schützen. Die Stadträte hatten zuletzt mit knapper Mehrheit für die Fortführung des Projekts gestimmt.
Besonders pikant: Die Verwaltung hatte bereits mehrere Millionen Euro in Planungskosten investiert. «Dieses Geld ist nun praktisch verloren», kritisiert SPD-Stadtrat Stefan Engel. «Wir stehen wieder am Anfang, während das Gebäude weiter verfällt.»
Als Reporterin habe ich die jahrelangen Diskussionen um das historische Gebäude verfolgt und immer wieder die Frustration bei den Mitarbeitern des Ordnungsamtes gespürt, die unter schwierigen Bedingungen arbeiten müssen. Bei meinem letzten Besuch tropfte es von der Decke in einen Eimer im Wartebereich.
Die nächsten Wochen werden zeigen, ob es sich nur um eine vorübergehende Pause oder das endgültige Aus für die Sanierung handelt. Hilbert kündigte an, nun günstigere Alternativen zu prüfen. Was dabei nicht vergessen werden sollte: Hinter dem Streit um Millionen steht auch die Frage, wie viel uns der Erhalt städtischer Baudenkmäler in Zeiten knapper Kassen wert ist.