Ein ungewöhnliches Dilemma beschäftigt derzeit die Stadt Laatzen bei Hannover: Die Schülerzahlen steigen dramatisch an, während gleichzeitig der dringend benötigte Hochwasserschutz auf Eis liegt. Allein für die weiterführenden Schulen prognostiziert die Stadtverwaltung bis 2030 einen Anstieg um fast 30 Prozent – von aktuell 2.260 auf etwa 2.900 Schülerinnen und Schüler.
«Wir stehen vor enormen Herausforderungen bei der Schulentwicklung», erklärt Bürgermeister Kai Eggert im Schulausschuss. Die Albert-Einstein-Schule platzt bereits jetzt aus allen Nähten, und auch die Erich-Kästner-Oberschule stößt an ihre Kapazitätsgrenzen. Der Raumbedarf wächst schneller als neue Gebäude entstehen können.
Der Grund für diese Entwicklung liegt auf der Hand: Laatzen wächst, viele junge Familien ziehen zu. Als ich vor Jahren zum ersten Mal über die Stadtentwicklung in der Region berichtete, war dieses rasante Wachstum noch nicht absehbar. Besonders betroffen ist die Kernstadt – hier werden bis zu vier zusätzliche Klassen pro Jahrgang erwartet.
Gleichzeitig wurde der geplante Deichbau an der Leine vorerst gestoppt. Ein neu gegründetes Hochwasserbündnis fordert eine komplette Neuplanung. Nach den verheerenden Überschwemmungen im letzten Winter wiegen solche Entscheidungen schwer. Betroffene wie Landwirt Helmut Meyer aus Alt-Laatzen sind besorgt: «Der Schutz unserer Höfe und Felder kann nicht warten, während man über Konzepte diskutiert.»
Die Politik steht nun vor schwierigen Abwägungen: Schulen ausbauen, Hochwasserschutz vorantreiben – und das alles mit begrenztem Budget. Der Stadtrat wird in den kommenden Wochen entscheiden müssen, welche Prioritäten gesetzt werden. Die Frage bleibt: Kann Laatzen beides gleichzeitig stemmen – Bildung sichern und vor Hochwasser schützen?