Der Alexanderplatz verwandelt sich an diesem Wochenende von einem Kriminalitätsschwerpunkt zum Laufsteg für internationale Mode. Zwischen Brunnen und Fernsehturm präsentieren namhafte Designer ihre neuesten Kollektionen. Die Veranstaltung ist Teil einer Strategie des Berliner Senats, der bekannten Probleme mit Drogen und Gewalt am «Alex» durch positive Impulse entgegenzuwirken. Laut Polizeistatistik wurden hier allein im letzten Jahr über 8.000 Straftaten registriert.
«Wir wollen den Alexanderplatz neu definieren», erklärt Wirtschaftssenatorin Lisa Müller beim Pressetermin vor Ort. «Statt über Messerstechereien soll man künftig über Kultur und Kreativität sprechen, wenn es um diesen Ort geht.» Die Modenschau mit internationaler Beteiligung aus Paris, Mailand und New York ist das bisher größte kulturelle Event dieser Art am Platz.
Kritiker sehen darin jedoch Symbolpolitik. «Eine zweitägige Modenschau löst keine strukturellen Probleme», meint Sozialarbeiter Thomas Weber, der seit Jahren mit Jugendlichen am Alex arbeitet. «Wir brauchen dauerhafte Angebote und mehr Sicherheitspersonal.»
Aus meiner Erfahrung mit Stadtentwicklungsprojekten in Hamburg weiß ich, dass solche Events tatsächlich einen Unterschied machen können. In den Gesichtern der Passanten sehe ich heute mehr Neugier als die sonst übliche Anspannung.
Besucher Martin Schmidt ist beeindruckt: «Das ist mal was anderes als die üblichen Schlagzeilen. Ich komme sonst nur zum Umsteigen her, aber heute bleibe ich länger.»
Ob die Modenschau tatsächlich nachhaltige Veränderungen bringt, wird sich zeigen. Die Behörden planen bereits weitere Kultur- und Sportveranstaltungen für die kommenden Monate. Letztlich geht es darum, den Alexanderplatz Stück für Stück zurückzuerobern – für alle Berlinerinnen und Berliner.