Die Sommerhitze hat Mecklenburg-Vorpommern fest im Griff, doch nicht nur die Temperaturen bereiten den Gesundheitsbehörden Sorgen. Seit drei Wochen kämpft die Region mit einem schwerwiegenden EHEC-Ausbruch, der mittlerweile 47 bestätigte Fälle zählt – darunter erschreckend viele Kinder unter zehn Jahren. Die Zahlen steigen täglich, und besonders beunruhigend ist die hohe Komplikationsrate: Bei sieben Betroffenen entwickelte sich bereits das gefährliche hämolytisch-urämische Syndrom (HUS), das zu Nierenversagen führen kann.
«Was diesen Ausbruch besonders gefährlich macht, ist der identifizierte Erregertyp O157:H7, der eine höhere Virulenz aufweist als die Stämme früherer regionaler Ausbrüche», erklärt Dr. Mareike Henning vom Landesgesundheitsamt Rostock. Die Situation erinnert an den schweren EHEC-Ausbruch von 2011, allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Damals waren Sprossen die Infektionsquelle, während die Ermittler diesmal auf kontaminiertes Wasser aus privaten Brunnen stoßen. Die anhaltende Trockenheit hat offenbar zur Konzentration der Erreger beigetragen.
Die Belastung für die lokalen Krankenhäuser wächst spürbar. Im Klinikum Schwerin wurden bereits zusätzliche Isolierstationen eingerichtet. Gleichzeitig kämpfen Familien mit der Ungewissheit. «Meine Tochter liegt seit acht Tagen auf der Intensivstation. Die Ärzte tun alles Menschenmögliche, aber die Angst bleibt», berichtet Andreas Löffler aus Güstrow, dessen fünfjährige Tochter zu den HUS-Patienten gehört.
Problematisch ist die Überschneidung mit der Ferienzeit – viele Touristen sind bereits abgereist und könnten den Erreger unwissentlich weitertragen. Die Gesundheitsbehörden haben eine Task Force eingerichtet und arbeiten mit dem Robert Koch-Institut zusammen. Besonders dringlich ist jetzt die vollständige Rückverfolgung der Infektionsketten.
Die aktuellen Empfehlungen umfassen strenge Hygienemaßnahmen, besonders beim Umgang mit Lebensmitteln, sowie Vorsicht bei der Nutzung privater Brunnen. Bei Symptomen wie wässrigem Durchfall, Bauchkrämpfen oder Fieber sollte umgehend ärztliche Hilfe gesucht werden. Die Frage bleibt, wie schnell der Ausbruch eingedämmt werden kann – denn jeder Tag zählt, besonders für die jüngsten Patienten.