Die Kölner Domplatte verwandelte sich gestern in einen Schauplatz der Gewalt. Was als friedliche Antikriegs-Demonstration begann, endete mit dutzenden Verletzten und 47 Festnahmen. Nach Polizeiangaben wurden 27 Beamte verletzt, als sie versuchten, einen nicht angemeldeten Block von etwa 300 Demonstrierenden zu stoppen.
Ein Polizeisprecher schilderte mir die dramatischen Szenen: «Die Situation eskalierte binnen Minuten. Aus der Gruppe flogen Flaschen und Steine.» Unter den Teilnehmern gab es mindestens 15 Verletzte, einige mit Platzwunden am Kopf nach dem Einsatz von Schlagstöcken.
Die Hauptdemonstration mit rund 15.000 Menschen verlief zunächst friedlich. «Wir wollen ein Zeichen gegen die Kriege in Gaza und der Ukraine setzen», erklärte Organisatorin Sabine Weber vom Friedensbündnis Köln. Doch am Rande bildete sich eine Gruppe mit pro-palästinensischen Parolen und teils vermummten Teilnehmern.
Ich beobachtete, wie Familien mit Kindern erschrocken den Platz verließen, als die ersten Auseinandersetzungen begannen. Ein Vater schützte seinen Sohn, während Polizisten die Menge zurückdrängten. Diese Bilder erinnerten mich an ähnliche Szenen in Hamburg vor einigen Jahren.
NRW-Innenminister Herbert Reul verurteilte die Gewalt scharf: «Wer Polizisten angreift, missbraucht das Demonstrationsrecht.» Die Einsatzleitung rechtfertigte das harte Durchgreifen mit der «unmittelbaren Gefahr einer weiteren Eskalation».
Für die Kölner Stadtgesellschaft bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Oberbürgermeisterin Henriette Reker rief zu Dialog statt Gewalt auf. Die Frage, wie friedlicher Protest gesichert werden kann, während radikale Gruppen ihn zu kapern versuchen, wird die Stadt noch lange beschäftigen.