Das kleine Dorf Krien in Vorpommern hat vorgemacht, was viele für unmöglich hielten. Vor neun Jahren zogen die ersten syrischen Flüchtlinge in die 800-Einwohner-Gemeinde. Heute leben hier 15 Familien aus Syrien – gut integriert und von den Einheimischen akzeptiert. Fast ein Zehntel der Dorfbewohner hat mittlerweile einen Migrationshintergrund, eine bemerkenswerte Quote für den ländlichen Raum Mecklenburg-Vorpommerns.
«Am Anfang war die Skepsis groß», erinnert sich Bürgermeister Horst Rademacher. «Aber wir haben schnell gemerkt: Diese Menschen wollen arbeiten und sich einbringen.» Für Familien wie die Al-Mohammads war der Neuanfang ebenfalls herausfordernd. «Die Sprache war das Schwerste», erzählt Vater Maher, der mittlerweile als Elektriker arbeitet. Seine Kinder sprechen perfekt Deutsch und besuchen die örtliche Schule.
Der Erfolg in Krien basiert auf praktischer Hilfe statt großer Worte. Eine Ehrenamtsinitiative organisierte Sprachkurse im Dorfgemeinschaftshaus, half bei Behördengängen und vermittelte Arbeitsstellen. Die neuen Bewohner beleben das Dorf: Der kleine Supermarkt floriert wieder, die Schule konnte gerettet werden.
Ich habe in zwanzig Jahren Berichterstattung selten ein Beispiel erlebt, bei dem Integration so unaufgeregt funktioniert. Was in Berlin und Hamburg oft theoretisch diskutiert wird, löst man hier ganz praktisch.
Integration braucht Zeit und gegenseitigen Respekt – Krien zeigt, dass es auch abseits der Ballungszentren gelingen kann. Während andernorts noch über das «Wir schaffen das» von vor zehn Jahren gestritten wird, hat dieses Dorf in Vorpommern es einfach gemacht. Eine Blaupause ist das nicht, aber ein Hoffnungsschimmer in aufgeheizten Debatten.