In Dresden spitzt sich der Streit um die Zukunft von mehr als 100 Kleingärten in der Dresdner Heide dramatisch zu. Während städtische Planer dort bis zu 1.000 neue Wohnungen errichten wollen, kämpfen Kleingärtner um ihre jahrzehntelang gepflegten Parzellen. Der Konflikt erreichte gestern einen neuen Höhepunkt, als rund 300 Menschen vor dem Rathaus demonstrierten.
Der betroffene Kleingartenverein «Heideblick» besteht seit 1926 und ist für viele Dresdner mehr als nur ein Freizeitort. «Diese Gärten sind unsere zweite Heimat«, erklärt Vereinsvorsitzende Marianne Schulz (67) mit Tränen in den Augen. Für viele Familien bedeuten die kleinen grünen Oasen bezahlbare Erholung und selbstangebautes Obst und Gemüse.
Die Stadtverwaltung argumentiert mit dem angespannten Wohnungsmarkt. «Dresden wächst, und wir müssen dringend bezahlbaren Wohnraum schaffen», betont Baubürgermeister Thomas Meyer. Eine aktuelle Studie des Instituts für Stadtentwicklung zeigt: Die Mieten in Dresden sind binnen fünf Jahren um durchschnittlich 27 Prozent gestiegen.
Was mich besonders betroffen macht: In meinen zwanzig Jahren als Reporterin habe ich viele ähnliche Konflikte erlebt – und selten eine für alle zufriedenstellende Lösung gefunden. Die tiefen Gräben zwischen Stadtplanung und gewachsenen Gemeinschaften scheinen unüberbrückbar.
Umweltverbände wie der BUND stellen sich auf die Seite der Kleingärtner. «Diese Gärten sind wichtige Biotope und unverzichtbar für das Stadtklima», erklärt Sprecher Frank Werner. Die Kleingartenanlage bietet nachweislich Lebensraum für 37 geschützte Arten.
Der Stadtrat will kommende Woche entscheiden. Möglich ist ein Kompromiss: Statt kompletter Bebauung könnte ein Teil der Gärten erhalten bleiben. Die Frage bleibt: Wie viel grüne Oasen darf eine wachsende Stadt opfern? Die Antwort wird das Gesicht Dresdens für Generationen prägen.