Die Uhren in Leverkusen ticken anders als erwartet. Gerade mal vier Bundesliga-Spieltage sind absolviert, und schon brennt unter Erik ten Hag der Boden. Nach dem Traumjahr unter Xabi Alonso mit dem historischen Double scheint der Zauber verflogen. Drei Niederlagen in vier Spielen sind eine ernüchternde Bilanz für den amtierenden Meister – ein Fehlstart, den selbst Geschäftsführer Simon Rolfes nicht schönreden kann.
«Wir sind alle enttäuscht, keine Frage», gestand ten Hag nach der jüngsten 1:3-Pleite gegen Hoffenheim. Der Niederländer wirkt bereits angezählt. In den sozialen Medien kursieren erste #TenHagOut-Hashtags, und die Statistik spricht nicht für ihn: Nur 0,75 Punkte pro Spiel – der schlechteste Wert eines Leverkusen-Trainers seit über einem Jahrzehnt. Dabei sollte der ehemalige Manchester-United-Coach die Erfolgsgeschichte fortschreiben.
Besonders alarmierend ist die defensive Anfälligkeit. Die einst so stabile Abwehr wirkt verunsichert, die Automatismen greifen nicht. Kapitän Granit Xhaka, sonst ein Fels in der Brandung, kritisierte nach dem Hoffenheim-Spiel ungewohnt deutlich: «Wir sind aktuell nicht wiederzuerkennen. Es fehlt an allem – Leidenschaft, taktischer Disziplin, Spielfreude.» Gleichzeitig nahm er seinen Coach in Schutz: «Es liegt an uns Spielern, die Wende zu schaffen.»
Für ten Hag kommt erschwerend hinzu, dass auch in der Champions League der Start mit einem mageren Punkt aus zwei Spielen misslang. Die Werkself steht bereits unter enormem Druck – sportlich wie mental. Die nächsten Wochen werden entscheidend sein. Kann der Niederländer das Ruder noch herumreißen, oder erleben wir bei Bayer die erste große Trainer-Überraschung der Saison? Im Fußball liegen Triumph und Tragödie oft nur wenige Monate auseinander.