In den Straßen Münchens brodelt es wieder. 100 Jahre nach den Nazi-Spielen von 1936 könnte Deutschland erneut Olympische Spiele ausrichten – und München steht im Zentrum der Diskussion. Während der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) eine nachhaltige Bewerbung für 2036 oder 2040 anstrebt, spaltet das Thema die Bevölkerung. Eine aktuelle Umfrage zeigt: Knapp 58 Prozent der Deutschen befürworten eine Bewerbung, doch in Bayern ist die Skepsis besonders ausgeprägt.
«Die Olympischen Spiele haben sich gewandelt. Heute steht Nachhaltigkeit im Fokus – keine Neubauten um jeden Preis», erklärt Thomas Weikert, DOSB-Präsident. Die Idee: bestehende Sportstätten nutzen, die Region aufwerten und den öffentlichen Nahverkehr stärken. Während Politiker wie Ministerpräsident Markus Söder die wirtschaftlichen Chancen betonen, warnen Kritiker vor explodierenden Kosten und Umweltbelastungen. «Die letzten Münchner Bewerbungen sind nicht ohne Grund gescheitert», erinnert Anna Weber vom Bündnis NOlympia. «Die Bürger haben den leeren Nachhaltigkeitsversprechen nicht getraut.»
Besonders brisant: die historische Dimension. Eine Austragung 2036 würde genau 100 Jahre nach den von den Nationalsozialisten instrumentalisierten Spielen stattfinden. «Deutschland könnte zeigen, wie sich ein Land entwickelt hat – von der Diktatur zur stabilen Demokratie», argumentiert Sporthistoriker Hans Müller. Kritiker hingegen sehen die Gefahr einer ungewollten Verharmlosung durch symbolische Parallelen.
Was bleibt, ist die Frage: Können Olympische Spiele heute überhaupt noch nachhaltig sein? Die Münchner haben Zeit, sich eine Meinung zu bilden – die endgültige Entscheidung über eine Bewerbung fällt erst 2024. Ich bin gespannt, ob die Stadt diesmal den olympischen Funken entfachen kann oder ob die Skepsis erneut siegt. Die Debatte zeigt jedenfalls: Beim Thema Olympia geht es um weit mehr als nur Sport.