Während Mecklenburg-Vorpommern sich auf die Tourismussaison vorbereitet, kämpft die Region mit einem beunruhigenden gesundheitlichen Rückschlag. 31 Fälle von EHEC-Infektionen wurden in den vergangenen zwei Wochen bestätigt – mehr als doppelt so viele wie im gesamten Vorjahreszeitraum. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) spricht von einem «signifikanten Ausbruchsgeschehen», das besondere Aufmerksamkeit erfordert.
Die Enterohämorrhagische Escherichia coli-Bakterien (EHEC) sind tückisch. Was mit Bauchschmerzen und wässrigem Durchfall beginnt, kann sich zu schweren Komplikationen wie dem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) entwickeln, bei dem Nieren versagen können. Besonders gefährdet sind Kinder und ältere Menschen. «Bei drei Patienten unter sieben Jahren musste bereits eine stationäre Behandlung eingeleitet werden», berichtet Dr. Martina Häberlin vom Universitätsklinikum Rostock. «Zum Glück hat sich bisher kein HUS entwickelt.»
Als Infektionsquelle vermutet das LAGuS kontaminierte Rohmilchprodukte aus einem regionalen Betrieb. Der Fall erinnert an den EHEC-Ausbruch 2011, der in Deutschland über 50 Todesopfer forderte und damals fälschlicherweise Sprossen beschuldigt wurden, bevor spanische Gurken als Ursache identifiziert werden konnten. Die epidemiologischen Untersuchungen werden durch die besondere Widerstandsfähigkeit der Erreger erschwert – sie überleben bei niedrigen Temperaturen und benötigen nur wenige Bakterien für eine Infektion.
Während das Gesundheitsamt Wasserproben und Lebensmittellieferanten untersucht, rät Infektiologe Prof. Steiner zur Ruhe: «Durchgehend erhitzte Lebensmittel sind sicher. Gründliches Händewaschen nach Tierkontakt und vor der Nahrungszubereitung bietet zusätzlichen Schutz.» Die Krisenkommunikation in der Region funktioniert diesmal besser als bei früheren Ausbrüchen – tägliche Updates erreichen besorgte Bürger und Touristen über digitale Kanäle.
Bemerkenswert ist, wie unterschiedlich die lokalen Gemeinden reagieren. Während Schwerin zusätzliche Desinfektionsstationen in öffentlichen Einrichtungen installiert hat, setzen ländliche Gemeinden auf traditionelle Aufklärungsarbeit. Ob dieser regionale Flickenteppich an Maßnahmen ausreicht, wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Bis dahin gilt: Wachsamkeit ja, Panik nein.