Die Flure werden enger, die Klassenräume voller. Zum neuen Schuljahr drängen in Berlin über 400.000 Schülerinnen und Schüler in die Klassenzimmer – mehr als je zuvor. Allein im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl um 6.000 Kinder und Jugendliche. Besonders die Grundschulen spüren den Andrang: Hier lernen nun 170.000 Schüler, fast 2.000 mehr als 2023.
Der Zuwachs stellt die Hauptstadt vor enorme Herausforderungen. «Wir arbeiten unter Hochdruck an neuen Schulplätzen», erklärt Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch. Die CDU-Politikerin verweist auf die «Schulbauoffensive«, die bis 2026 rund 21.000 zusätzliche Plätze schaffen soll.
In meinen zwanzig Jahren als Bildungsjournalistin habe ich selten eine solche Dynamik erlebt. Besonders in Pankow und Lichtenberg platzen die Schulen aus allen Nähten. Eine Schulleiterin aus Friedrichshain berichtete mir: «Wir unterrichten inzwischen im Schichtbetrieb. Anders kriegen wir die Kinder gar nicht mehr unter.»
Hinter den Zahlen stehen viele ukrainische Kinder. Rund 11.000 von ihnen besuchen mittlerweile Berliner Schulen. Aber auch Zuzüge aus anderen Bundesländern und gestiegene Geburtenraten tragen zum Wachstum bei.
Doch nicht nur Räume fehlen – auch Lehrkräfte. Zum Schulstart bleiben etwa 1.500 Stellen unbesetzt. «Das ist wie ein Teufelskreis«, sagt René Mertens vom Berliner Lehrerverband. «Mehr Schüler, zu wenig Lehrer, größere Klassen, mehr Belastung.»
Was bedeutet das für die Zukunft? Berlin muss improvisieren und investieren. Die Schulbauoffensive ist erst der Anfang. Ohne kreative Lösungen und mutige Entscheidungen werden unsere Kinder die Leidtragenden sein. Hamburg hat mit ähnlichen Problemen bereits Erfahrungen gesammelt – vielleicht lohnt sich ein Blick über den Tellerrand.