Der Streit um den Waschbären erreicht einen neuen Höhepunkt. In Mecklenburg-Vorpommern führt der Landkreis Ludwigslust-Parchim jetzt eine Abschussprämie für den eingewanderten Kleinbären ein: 20 Euro pro Tier. Was in anderen Bundesländern bereits üblich ist, soll nun die stark gewachsene Population eindämmen. Allein in Deutschland leben schätzungsweise über zwei Millionen Waschbären – Tendenz steigend.
Die niedlichen Maskenträger mit den flinken Pfoten verursachen mehr Probleme, als viele vermuten. Dachböden werden verwüstet, Isolierungen zerstört und Mülltonnen geplündert. «Wir sehen einen massiven Anstieg der Waschbär-Schäden in Wohngebieten«, berichtet Jäger Martin Weber aus dem Landkreis. Besonders bedenklich ist die Bedrohung für heimische Arten. Die Allesfresser plündern Vogelnester und dezimieren Amphibienbestände.
In Hamburg habe ich selbst erlebt, wie ein ganzes Stadtquartier von den Tieren regelrecht besiedelt wurde. Eine besorgte Anwohnerin zeigte mir damals Fotos von gleich sieben Waschbären, die abends ihren Garten durchstreiften. Naturschützer sind dennoch gespalten. «Die Jagd allein wird das Problem nicht lösen», meint Dr. Claudia Müller vom NABU. Wichtiger seien Müllsicherung und Aufklärung der Bevölkerung.
Die Politik steht vor einem Dilemma: Tierschützer kritisieren die Abschussprämien als grausam, Wissenschaftler warnen vor den ökologischen Folgen der Invasion. Eine Koexistenz mit dem schlauen Einwanderer scheint unvermeidbar. Die Frage ist nur: Zu welchem Preis? Nach meinen Jahren der Berichterstattung bleibt ein Eindruck: Der kleine Bär mit der Maske ist gekommen, um zu bleiben – und wir müssen lernen, damit umzugehen.