Der Polizeieinsatz während der IAA-Proteste beschäftigt noch immer die Münchner Stadtgesellschaft. Gestern wurden zwei weitere Demonstranten aus dem Polizeigewahrsam entlassen, nachdem das Amtsgericht keine ausreichende Begründung für eine längere Festhaltung sah. Insgesamt waren über 50 Personen während der Automesse in Gewahrsam genommen worden, einige bis zu mehreren Tagen.
«Die Verhältnismäßigkeit muss bei jedem Einsatz gewahrt bleiben», betonte Oberbürgermeister Dieter Reiter bei einer Stadtratsitzung, in der das Vorgehen der Beamten kontrovers diskutiert wurde. Der Polizeipräsident verteidigte hingegen die Maßnahmen als notwendig angesichts «konkreter Gefährdungshinweise».
Seit fast zwanzig Jahren berichte ich über Demonstrationen in München, aber selten war die Stimmung so aufgeladen wie bei den diesjährigen IAA-Protesten. Die Gräben zwischen Umweltaktivisten und Sicherheitsbehörden scheinen tiefer denn je.
Unterdessen veröffentlichte das Münchner Wohnungsamt neue Zahlen zum Mietmarkt: Die Durchschnittsmiete ist im Vergleich zum Vorjahr um weitere 4,8 Prozent gestiegen. Eine 70-Quadratmeter-Wohnung kostet inzwischen im Schnitt 1.680 Euro kalt. «Wir stehen vor einer sozialen Schieflage historischen Ausmaßes», warnt die Vorsitzende des Mietervereins.
Auf dem Stachus kam es gestern zu einem spektakulären Raub. Drei maskierte Täter entrissen einem Juwelier eine Tasche mit Schmuck im Wert von etwa 200.000 Euro. Die Polizei bittet um Hinweise.
Während die Stadtpolitik über Lösungen für den Wohnungsmarkt streitet und die IAA-Aufarbeitung andauert, stellt sich für viele Münchnerinnen und Münchner die Frage: Wie kann unsere Stadt bezahlbar und gleichzeitig offen für unterschiedliche Meinungen bleiben? Die Antwort darauf wird das Gesicht Münchens in den kommenden Jahren prägen.