Der frühe Morgen am Frankfurter Flughafen ist für viele der Beginn ihrer Urlaubsreise. Für andere bedeutet er das unfreiwillige Ende ihres Aufenthalts in Deutschland. Seit 18 Jahren beobachtet ein unabhängiges Gremium die Abschiebungen am größten deutschen Flughafen. Allein im vergangenen Jahr wurden hier 5.700 Menschen in ihre Herkunftsländer zurückgeführt – ein Anstieg um 38 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
«Die Abschiebungen finden meist nachts oder in den frühen Morgenstunden statt», erklärt Abschiebungsbeobachterin Anna Schmidt. Während sie durch die Flughafenkorridore geht, hat sie stets ein wachsames Auge auf den Umgang mit den Betroffenen. Die gelernte Juristin arbeitet für ein kirchliches Projekt, das zusammen mit dem Forum Flughafen und der Bundespolizei ein Dialogforum bildet.
Die Gespräche zwischen den Beteiligten sind nicht immer einfach. Wenn die Beobachter problematische Situationen melden, kommt es durchaus zu Spannungen. Doch genau dieser Austausch ist wichtig, um menschenrechtliche Standards zu wahren. «Wir sind keine Verhinderer, sondern Beobachter», betont Schmidt.
Bei meinem letzten Besuch am Frankfurter Flughafen sah ich eine junge Frau mit zwei kleinen Kindern, die sichtlich verängstigt auf ihre Abschiebung warteten. Solche Bilder brennen sich ein. Die Bundespolizei steht dabei oft im Spannungsfeld zwischen Gesetzesvollzug und humanitärem Anspruch.
Die Zahl der Abschiebungen wird voraussichtlich weiter steigen. Die Bundesregierung hat angekündigt, Rückführungen zu beschleunigen. Doch was bedeutet das für die Menschen hinter den Statistiken? Die Abschiebungsbeobachtung bleibt notwendig, um den Blick auf die menschliche Seite dieses sensiblen Themas nicht zu verlieren.