Die Telefonnummer eines 80-jährigen Dresdners tauchte plötzlich auf der Website des Getränkelieferdienstes Flaschenpost auf. Hunderte Kunden riefen daraufhin bei Jürgen Arndt an, der völlig ahnungslos war. Der Rentner erhielt teilweise bis zu 50 Anrufe pro Tag von Menschen, die Wasser, Bier oder andere Getränke bestellen wollten.
«Ich dachte erst, das sei ein schlechter Scherz», erzählt Arndt, während er mir sein altes Tastenhandy zeigt. «Dann wurde mir klar, dass irgendetwas nicht stimmen kann.» Der Getränkelieferdienst hatte offenbar versehentlich die falsche Kontaktnummer auf seiner Webseite veröffentlicht – ausgerechnet die private Handynummer des Seniors.
Das Unternehmen Flaschenpost, das zum Oetker-Konzern gehört, bestätigte den Fehler auf Anfrage. «Es handelte sich um eine fehlerhafte Zuweisung im System», erklärt Unternehmenssprecherin Lisa Wilms. «Wir haben die Nummer sofort entfernt und entschuldigen uns aufrichtig für die Unannehmlichkeiten.»
Die Verbraucherzentrale Sachsen weist darauf hin, dass solche Fälle rechtliche Konsequenzen haben können. «Die ungewollte Weitergabe privater Kontaktdaten kann einen Verstoß gegen Datenschutzbestimmungen darstellen», sagt Rechtsberaterin Katja Weber.
Was mich bei diesem Fall besonders berührt: Trotz der Belastung reagierte Arndt mit bemerkenswerter Gelassenheit. «Die meisten Anrufer waren sehr nett, wenn ich ihnen erklärte, dass sie bei mir keine Getränke bestellen können», schmunzelt er. «Einige haben sogar angeboten, mir zur Entschädigung selbst etwas vorbeizubringen.»
Der Vorfall zeigt, wie schnell digitale Fehler reale Auswirkungen haben können. Für Arndt ist die Geschichte inzwischen fast vorüber – die Anrufe werden weniger. Doch sie wirft Fragen auf: Wie sorgfältig gehen Unternehmen mit unseren Daten um? Und wie verletzlich macht uns die digitale Vernetzung?