Die Kölner wachen auf. Nicht nur aus einem erschreckend warmen Winter, sondern auch zur Realität ihrer Stadt: Im Jahr vor der Oberbürgermeisterwahl 2025 häufen sich die Probleme. Vermüllte Straßen, überlastete Verkehrswege und eine Verwaltung, die vielen Bürgern wie gelähmt erscheint. Eine aktuelle Umfrage des Kölner Stadtanzeigers zeigt: 71 Prozent der Einwohner sind mit der Sauberkeit ihrer Stadt unzufrieden.
«Köln ist das Neapel von Deutschland – das muss ich leider so sagen», klagt Michael Schmitz, Inhaber eines Familienunternehmens in der Südstadt. Seit drei Generationen betreibt seine Familie hier ein Geschäft. «Früher haben wir morgens den Gehweg gefegt. Heute kämpfen wir gegen Berge von Müll, die über Nacht entstehen.»
Die Probleme sind nicht neu, doch sie werden drängender. Die AWB, Kölns Abfallwirtschaftsbetriebe, verzeichnen einen Anstieg der Beschwerden um 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig steht die Verkehrsinfrastruktur vor dem Kollaps. Die Zoobrücke, eine der wichtigsten Rheinquerungen, benötigt dringend Sanierung.
Henriette Weber von der Bürgerinitiative «Köln kann besser» fordert: «Wir brauchen eine grundlegende Neuausrichtung der Stadtplanung. Der nächste Oberbürgermeister muss den Mut haben, unbequeme Entscheidungen zu treffen.»
Als ich letzte Woche durch Ehrenfeld ging, sah ich, wie Anwohner selbst die Initiative ergriffen: Mit Gießkannen pflegten sie Baumscheiben, sammelten Müll. Diese Eigeninitiative ist typisch kölsch – doch sie kann städtische Verantwortung nicht ersetzen.
Die Kandidatinnen und Kandidaten für 2025 positionieren sich bereits. Amtsinhaberin Henriette Reker will sich erst im Frühjahr zu einer möglichen dritten Amtszeit äußern. Die CDU sondiert, während SPD und Grüne bereits interne Gespräche führen.
Für die Domstadt steht viel auf dem Spiel. Die Infrastrukturprobleme könnten den wirtschaftlichen Aufschwung nach der Pandemie gefährden. Und doch: Zwischen all den Herausforderungen blitzt immer wieder der berühmte kölsche Optimismus durch. Wie lange noch? Das wird auch die Wahl 2025 entscheiden.