Die AfD in Sachsen-Anhalt erreicht neue Höchstwerte: 30 Prozent in den jüngsten Umfragen. Damit liegt die Partei, die vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft wird, klar auf Platz eins im Bundesland. Besonders beunruhigend: Die Rechtsaußen-Partei gewinnt nicht nur in ländlichen Regionen, sondern auch in Städten wie Magdeburg und Halle stetig neue Anhänger.
Die Gründe für diesen Aufstieg sind vielschichtig. «Die Menschen hier fühlen sich von der Berliner Politik abgehängt», erklärt mir ein Kommunalpolitiker aus Stendal, als ich vergangene Woche vor Ort recherchierte. In vielen Gesprächen höre ich immer wieder: zu wenig Ärzte, schlechter Nahverkehr, geschlossene Schwimmbäder. Die Probleme sind real, die Frustration nachvollziehbar.
Dazu kommt ein wachsendes Misstrauen gegenüber etablierten Medien. «Denen glaube ich schon lange nichts mehr», sagt eine Rentnerin in Dessau. Diese Skepsis nutzt die AfD geschickt aus. Über soziale Medien verbreitet sie ihre Botschaften ungefiltert und erreicht damit vor allem jüngere Wähler erstaunlich effektiv.
Doch es wäre zu einfach, den Erfolg nur mit Protest zu erklären. Nach meinen Beobachtungen hat sich in Teilen der Bevölkerung eine neue Normalität etabliert: Rechte Positionen werden offen vertreten, die Hemmschwelle sinkt. «Die AfD macht das, was sich viele nicht mehr trauen zu sagen», höre ich immer wieder.
Die etablierten Parteien wirken ratlos. Ministerpräsident Haseloff (CDU) betont zwar regelmäßig die Brandmauer zur AfD, doch seine Partei verliert trotzdem weiter an Boden. Die Frage bleibt: Kann dieser Trend noch gestoppt werden? Vielleicht nur, wenn die großen Alltagsprobleme der Menschen endlich ernsthaft angegangen werden. Denn ohne echte Verbesserungen vor Ort wird die Entfremdung zwischen Bürgern und Politik weiter wachsen.