Die Bauhaus-Architektur prägt unsere Hauptstadt bis heute – eine stille Revolution aus Beton, Glas und klaren Linien. Beim Rundgang durch Berlin-Charlottenburg zeigt sich das besonders deutlich. Vor genau 105 Jahren gründete Walter Gropius das Bauhaus in Weimar, bevor die Schule 1932 unter politischem Druck schließen musste. Der Einfluss dieser revolutionären Designbewegung ist in Berlin jedoch überall sichtbar geblieben.
Viele Berliner gehen täglich an Bauhaus-Bauten vorbei, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Die weiße Siedlung Siemensstadt etwa, mit ihren schnörkellosen Fassaden und den funktionalen Grundrissen, steht seit 2008 auf der UNESCO-Welterbeliste. «Das Bauhaus hat die Idee verwirklicht, dass gutes Design für alle zugänglich sein sollte, nicht nur für die Elite«, erklärt Dr. Claudia Weber vom Berliner Architekturmuseum.
Die Hufeisensiedlung in Britz ist ein weiteres Paradebeispiel. Bruno Taut entwarf hier erschwingliche Wohnungen mit viel Licht und Luft – damals revolutionär. Jede Wohnung hat einen Gartenzugang, jeder Raum Tageslicht. Als ich die Siedlung letzten Sommer besuchte, war ich beeindruckt, wie modern diese fast hundert Jahre alten Konzepte noch immer wirken.
Walter Gropius› eigenes Wohnhaus in Dahlem zeigt die Idee des «Gesamtkunstwerks»: Vom Gebäude bis zur Türklinke folgt alles denselben klaren Prinzipien. «Form follows function» – diese Maxime prägt bis heute unser Verständnis guter Gestaltung. Mehr dazu erfährt man im Bauhaus-Archiv, das derzeit saniert wird, aber eine Interimsausstellung am Knesebeckstraße 1-2 zeigt.
In Zeiten von Wohnungsmangel und steigenden Mieten lohnt ein Blick zurück auf die sozialen Ideale des Bauhauses. Die Frage bleibt: Können wir von dieser Bewegung lernen, um bezahlbaren, schönen Wohnraum für alle zu schaffen?