Die Essener CDU musste bei der Kommunalwahl am Sonntag empfindliche Verluste hinnehmen. Mit 27,4 Prozent der Stimmen bleibt sie zwar stärkste Kraft im Stadtrat, verlor jedoch mehr als 6 Prozentpunkte im Vergleich zu 2020. Besonders in traditionellen Hochburgen wie Bredeney und Heisingen musste die Partei Einbußen verkraften, während die Grünen und besonders die AfD deutlich zulegten.
«Das ist ein deutlicher Warnschuss«, kommentiert Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) das Ergebnis. Die schwache Wahlbeteiligung von nur 46,6 Prozent bereitet ihm zusätzlich Sorgen. «Wenn mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten zu Hause bleibt, müssen wir uns fragen, ob wir die richtigen Themen setzen.»
In meinen Gesprächen mit Wählern im Essener Süden wurde deutlich: Viele traditionelle CDU-Anhänger sind unzufrieden mit der Bundespolitik ihrer Partei. Die Migrationspolitik und wirtschaftliche Sorgen treiben die Menschen um. Ein Phänomen, das ich in meinen fast zwanzig Jahren als Politikjournalistin immer wieder beobachte: Kommunalpolitiker müssen oft für Entscheidungen aus Berlin geradestehen.
Im Rathaus zeichnet sich nun eine schwierige Mehrheitssuche ab. Die bisherige Koalition aus CDU und Grünen hat keine Mehrheit mehr. Kufen wird neue Partner finden müssen – keine leichte Aufgabe in einer zunehmend fragmentierten politischen Landschaft.
Was bedeutet das für Essen? Die Stadt steht vor einer Phase politischer Neuorientierung. Der Verlust alter Gewissheiten könnte aber auch Chancen für frische Ideen bieten. Bleibt die Frage: Welche politischen Antworten finden die Essener auf die drängenden Probleme vor ihrer Haustür?