Das große Hamburger S-Bahn-Projekt S4, das seit Jahren als zentrale Entlastung für tausende Pendler zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein geplant wurde, steht kurz vor dem Aus. Die Kosten für die neue Strecke zwischen Hamburg und Bad Oldesloe sind mittlerweile auf mehr als drei Milliarden Euro explodiert – fast dreimal so viel wie ursprünglich veranschlagt.
Die Folgen sind weitreichend: Täglich pendeln über 100.000 Menschen zwischen den Bundesländern, viele davon auf hoffnungslos überfüllten Regionalzügen. Als Reporterin habe ich auf dieser Strecke schon Fahrgäste erlebt, die morgens kaum noch in die Waggons passten. Eine junge Pendlerin berichtete mir: «Manchmal muss ich drei Züge abwarten, bis ich überhaupt einsteigen kann.«
Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) bezeichnete die Entwicklung als «schmerzlich, aber unvermeidbar». Der Kostenexplosion stehen leere Kassen gegenüber. «Das ist nicht nur ein Hamburger Problem», erklärt Verkehrsexperte Martin Schröder von der Technischen Universität Hamburg. «Deutschlandweit scheitern Infrastrukturprojekte an steigenden Baukosten und komplexen Planungsverfahren.»
Die Landesregierung in Kiel reagiert mit Bestürzung. Dort hatte man große Hoffnungen in das Projekt gesetzt, um die strukturschwachen Regionen nördlich von Hamburg besser anzubinden. Besonders für Kommunen wie Ahrensburg und Bargteheide ist dies ein herber Rückschlag.
Die Situation zeigt exemplarisch, wie Mobilitätswende und Klimaschutz an finanziellen Realitäten scheitern können. Die Frage, die sich jetzt für die Region stellt: Lassen sich überhaupt noch bezahlbare Alternativen finden? Oder bleibt der Pendlerverkehr weiterhin ein täglicher Kampf um Platz und Zeit?