Der jüngste Messerangriff in Berlin-Spandau erschüttert die Hauptstadt. Ein 24-Jähriger wurde am Montagabend an einer Bushaltestelle niedergestochen und lebensgefährlich verletzt. Die Polizei fahndet noch nach dem Täter. Laut Berliner Innenverwaltung wurden allein im ersten Quartal 2024 bereits 772 Messerangriffe in der Stadt registriert – ein alarmierender Anstieg von 21 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Die wachsende Messergewalt bereitet den Behörden zunehmend Sorge. «Wir beobachten mit großer Beunruhigung, dass immer mehr junge Menschen Messer als vermeintlichen Schutz mit sich führen», erklärt Berlins Innensenatorin Iris Spranger. Besonders besorgniserregend: Fast die Hälfte der Tatverdächtigen ist unter 21 Jahre alt.
Um gegenzusteuern, hat der Senat ein Maßnahmenpaket beschlossen. Ab Juli werden an bekannten Kriminalitätsschwerpunkten wie dem Alexanderplatz und dem Görlitzer Park temporäre Waffenverbotszonen eingerichtet. Zudem sollen präventive Angebote an Schulen verstärkt werden.
Bei meiner Recherche an einer Neuköllner Gesamtschule wird deutlich: Viele Jugendliche fühlen sich ohne Messer unsicher. «Man braucht das heute einfach«, sagt ein 16-Jähriger, der anonym bleiben möchte. Seine Begründung spiegelt ein tiefer liegendes Problem wider.
Sozialarbeiter Marco Lenz vom Projekt «Messer machen Mörder» sieht strukturelle Ursachen: «Die jungen Menschen wachsen in einer Welt auf, die sie als bedrohlich wahrnehmen. Was fehlt, sind positive Männlichkeitsbilder und echte Perspektiven.»
Die Entwicklung stellt nicht nur die Politik vor Herausforderungen. Sie verändert auch das Sicherheitsgefühl vieler Berlinerinnen und Berliner. Was die Stadt jetzt braucht, ist nicht nur mehr Polizeipräsenz, sondern vor allem Antworten auf die Frage, warum immer mehr junge Menschen zur Waffe greifen.