Die jüngsten Ereignisse im Kölner Amateurfußball erschüttern weit über die Sportgrenzen hinaus. Beim Kreisliga-C-Spiel zwischen dem jüdischen Verein Makkabi Köln und dem FC Leverkusen-Rheindorf kam es zu antisemitischen Übergriffen. Nach einer roten Karte eskalierte die Situation, als mehrere Rheindorf-Spieler Makkabi-Akteure attackierten und dabei judenfeindliche Parolen riefen. Laut Polizei wurden mehrere Strafverfahren eingeleitet.
Vor Ort herrschte blankes Entsetzen. «So etwas habe ich in 30 Jahren Fußball noch nicht erlebt», berichtet Makkabi-Trainer Aaron Feld. Die Spieler seines Teams erlitten nicht nur verbale, sondern auch körperliche Angriffe. Mehrere Makkabi-Akteure mussten medizinisch versorgt werden. Der Vorfall reiht sich ein in eine besorgniserregende Entwicklung: Seit dem 7. Oktober 2023 verzeichnet die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) bundesweit einen drastischen Anstieg judenfeindlicher Vorfälle.
Als ich vor Jahren in Baden-Württemberg über Amateurfußball berichtete, gab es zwar Spannungen, aber solche gezielten Angriffe waren undenkbar. Der Fußballverband Mittelrhein reagierte prompt und unterbrach alle Spiele des FC Leverkusen-Rheindorf bis zur Klärung. «Antisemitismus hat im Fußball keinen Platz. Wir werden mit aller Härte durchgreifen«, erklärte ein Verbandssprecher.
Die Staatsanwaltschaft Köln prüft nun neben Körperverletzung auch den Tatbestand der Volksverhetzung. Mehr Details zur rechtlichen Einordnung beim Deutschen Anwaltverein.
Was als Sportveranstaltung begann, wurde zum Symptom einer gesellschaftlichen Krankheit. Der Vorfall zeigt, wie fragil unser Zusammenleben geworden ist. Die Frage bleibt: Reichen Spielsperren und juristische Konsequenzen aus, oder brauchen wir einen tieferen gesellschaftlichen Dialog über wachsenden Antisemitismus? Manchmal offenbart der Amateursport mehr über unsere Gesellschaft als jede politische Analyse.