Seit Monaten streiten Anwohner, Politiker und die Deutsche Bahn über den geplanten Ausbau der Bahnstrecke zwischen Hannover und Hamburg. Nachdem Bürgerinitiativen massiven Widerstand gegen einen kompletten Neubau der Trasse organisierten, schwenkte Niedersachsens Landesregierung um und fordert nun einen Ausbau der bestehenden Strecke. Die Bahn jedoch beharrt auf ihrer ursprünglichen Planung – und sorgt damit für neuen Zündstoff.
Der Konflikt erreichte gestern einen neuen Höhepunkt. Während einer Informationsveranstaltung in Lüneburg bekräftigte Bahnvorstand Berthold Huber die Position des Konzerns: «Nur der Neubau kann die nötige Kapazität für den wachsenden Personen- und Güterverkehr sicherstellen.» Nach Bahnangaben könnte die Fahrtzeit zwischen den beiden Großstädten um bis zu elf Minuten verkürzt werden.
Für die betroffenen Gemeinden entlang der geplanten Neubaustrecke ist das keine überzeugende Argumentation. «Elf Minuten weniger Fahrzeit rechtfertigen nicht die massive Zerstörung von Natur und Lebensqualität», zitiert die Sprecherin der Bürgerinitiative «Zukunft Bahnverkehr».
Bei meinen Recherchen vor Ort in Gemeinden wie Lüneburg und Winsen habe ich die Sorgen der Menschen hautnah erlebt. Viele fürchten um ihr Zuhause, ihre Grundstücke, die Natur vor der Haustür. «Die Pläne spalten unsere Gemeinschaft», erzählte mir ein langjähriger Anwohner mit Tränen in den Augen.
Die Landespolitik steht nun zwischen den Fronten. Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) bekräftigte die Position der Landesregierung: «Wir setzen uns für den Ausbau der bestehenden Strecke ein, mit punktuellen Ergänzungen.»
Die Entscheidung liegt letztlich beim Bund und der Bahn. Eine endgültige Festlegung wird für Ende 2024 erwartet. Bis dahin bleibt die Frage: Wie viel wiegt schnellerer Verkehr gegenüber den Interessen der Menschen vor Ort? In Hamburg wie in Hannover werden die Antworten darauf mit Spannung erwartet.