Die umstrittene Bahnstrecke zwischen Hamburg und Hannover liegt auf Eis. Nach massiven Protesten aus der Bevölkerung und zunehmenden Bedenken bei den beteiligten Bundesländern hat die Deutsche Bahn ihre Planungen vorerst gestoppt. Dabei sollte das Mammutprojekt mit Kosten von über elf Milliarden Euro eigentlich ein Vorzeigebeispiel für die Verkehrswende werden.
Zwischen Obstplantagen im Alten Land und Moorlandschaften in Niedersachsen sollten Hochgeschwindigkeitszüge mit bis zu 300 km/h verkehren. Die Fahrtzeit zwischen den Metropolen würde sich von heute 70 auf knapp 60 Minuten verkürzen. «Diese Strecke wäre das Herzstück für den Deutschlandtakt gewesen«, erklärt Verkehrsexperte Prof. Martin Henke von der TU Berlin. «Ohne sie wird die vernetzte Mobilität der Zukunft deutlich schwieriger.»
Was als Prestigeprojekt begann, verwandelte sich schnell in einen regionalen Albtraum. In meinen Gesprächen mit Anwohnern im niedersächsischen Seevetal wurde mir klar: Die Angst vor Lärmbelastung und zerschnittenen Gemeinden wiegt schwerer als versprochene Vorteile. Über 50 Bürgerinitiativen kämpften gegen die Trasse. «Unser Widerstand hat sich gelohnt», sagt Marion Köster, Sprecherin des Bündnisses «Keine Alpha-Trasse«.
Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) fordert nun einen kompletten Neustart der Planungen: «Wir brauchen keine Prestigeprojekte, sondern Lösungen, die für alle funktionieren.» Alternativ wird ein Ausbau der Bestandsstrecke diskutiert – kostengünstiger, aber mit weniger Kapazität.
Als ich gestern mit dem Zug von Hamburg nach Lüneburg fuhr, erlebte ich selbst die überfüllten Regionalzüge und Verspätungen. Die Menschen brauchen bessere Verbindungen. Doch die Kunst liegt darin, Klimaschutz und lokale Bedürfnisse in Einklang zu bringen. Die Verkehrswende gewinnt man nicht gegen, sondern nur mit den Bürgern.