Die vier Münchner Musiker des Goldmund Quartetts brechen mit ihrem neuen Album musikalische Grenzen auf – und begeistern damit sowohl Klassik- als auch Volksmusikhörer. «Heimat» verbindet traditionelle bayerische Volksmelodien mit klassischer Kammermusik. Das Experiment entstand während der Pandemie, als die international gefeierten Musiker plötzlich zur Ruhe kamen und ihre Wurzeln neu entdeckten.
«Wir haben uns gefragt, warum wir nie die Musik spielen, mit der wir aufgewachsen sind», erzählt Cellist Raphael Paratore. Tatsächlich sind alle vier mit Volksmusik groß geworden – Geiger Florian Schötz› Vater spielt sogar in einer Blaskapelle in Niederbayern. Diese Verbindung zur Heimat spürt man in jedem Takt des Albums.
Was besonders beeindruckt: Die Arrangements klingen nie aufgesetzt oder kitschig. Stattdessen erscheinen Stücke wie der «Zwiefache» oder der «Boarische» in neuem Gewand, ohne ihre Seele zu verlieren. Die klassische Ausbildung der Musiker an der Musikhochschule München verleiht den Volksliedern eine ungewohnte Tiefe.
Beim Oltoberfest in München zeigten die vier kürzlich, wie gut ihr Konzept funktioniert. Zwischen Bierzelten und Fahrgeschäften spielten sie vor gemischtem Publikum – und ernteten begeisterten Applaus von Jung und Alt. «Ein älterer Herr kam zu mir und sagte mit Tränen in den Augen, dass er seine Jugend gehört hat, aber völlig neu», erinnert sich Geigerin Christiane Iacono.
Die bayerische Musikwelt reagiert gespalten. Während manche Traditionalisten die Neuinterpretationen kritisch sehen, loben andere den mutigen Brückenschlag. «Genau solche Projekte braucht die Volksmusik, um lebendig zu bleiben», meint der bekannte Volksmusikpfleger Hans Bredl.
Mit ihrer Musik zeigt das Goldmund Quartett, dass Tradition und Innovation kein Widerspruch sein müssen – und dass Heimat kein verstaubter Begriff ist, sondern etwas Lebendiges, das sich immer wieder neu erfinden darf.