Die Polizei ermittelt auf Hochtouren nach den massiven Störungen im deutschen Bahnverkehr. Seit den frühen Morgenstunden stehen zahlreiche Züge zwischen Berlin und Nordrhein-Westfalen still. Betroffen sind sowohl der Fern- als auch der Regionalverkehr. Nach ersten Erkenntnissen wurden an mehreren Stellen Glasfaser- und Kupferkabel der Bahn-Infrastruktur durchtrennt. Die Kriminalpolizei geht von gezielter Sabotage aus.
«Die Täter wussten genau, wo sie ansetzen müssen», erklärt Polizeisprecher Michael Grunwald. An drei neuralgischen Punkten wurden die Kommunikationsleitungen beschädigt, die für die Steuerung des Zugverkehrs unverzichtbar sind. Techniker der Deutschen Bahn arbeiten unter Hochdruck an der Behebung der Schäden, doch die Reparaturarbeiten werden voraussichtlich bis in die Nacht andauern.
Für tausende Reisende bedeutet dies: Warten, Umplanen, Frust. In den großen Bahnhöfen bilden sich lange Schlangen vor den Informationsschaltern. «Ich sollte eigentlich um 10 Uhr in Berlin sein, für ein wichtiges Geschäftstreffen», sagt Marion Keller aus Düsseldorf. «Jetzt sitze ich hier fest.»
Die Bahn hat einen Krisenstab eingerichtet und bietet kostenlose Hotelübernachtungen für gestrandete Reisende an. Bundesverkehrsminister Felix Müller fordert eine schnelle Aufklärung: «Wir müssen die kritische Infrastruktur besser schützen. Dieser Vorfall zeigt, wie verletzlich unser Verkehrssystem ist.»
In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich mehrfach über Störungen im Bahnverkehr berichtet, aber selten war die Lage so angespannt wie heute. Die Menschen in den Bahnhöfen schwanken zwischen Verständnis und Verzweiflung.
Experten des Bundeskriminalamts unterstützen inzwischen die Ermittlungen. Der Staatsschutz prüft mögliche politische Motive. Mehr Informationen stellt die Deutsche Bahn auf ihrer Notfall-Webseite bereit.
Die Frage bleibt: Wer hat ein Interesse daran, Deutschlands wichtigste Verkehrsader lahmzulegen? Die Antwort könnte weitreichende Konsequenzen für die Sicherheitsarchitektur unserer Infrastruktur haben.