In Münchens Osten liegt ein Viertel, das Besucher direkt nach Italien versetzt. Das «Franzosenviertel» in Haidhausen hat sich in den letzten Jahren zu einer kleinen Toskana mitten in der Stadt entwickelt. An sonnigen Tagen flanieren hier Menschen zwischen Cafés und Restaurants, während Vespas an Hauswänden lehnen und der Duft von Espresso die Luft erfüllt.
«Es ist die besondere Atmosphäre, die Haidhausen ausmacht», erklärt Marion Weber, die seit 18 Jahren hier lebt. «Die verwinkelten Straßen und kleinen Plätze erinnern tatsächlich an italienische Städte.» Das Viertel entstand im 19. Jahrhundert und beherbergte ursprünglich Tagelöhner und Handwerker. Heute ist es ein begehrtes Wohngebiet mit mediterranem Charme.
Besonders der Weißenburger Platz mit seinen Straßencafés wird bei gutem Wetter zum Freiluftwohnzimmer. Familien genießen Gelato, während Freunde bei einem Aperitivo zusammensitzen. «Wir haben hier unsere eigene kleine Piazza», schmunzelt Weber. «Manchmal vergesse ich fast, dass ich in München bin.»
Die gastronomische Vielfalt unterstreicht das italienische Lebensgefühl. Authentische Trattorien wie das «Osteria Italiana» servieren handgemachte Pasta, während Baristas in kleinen Espressobars perfekten Kaffee zubereiten. Nach meiner Erfahrung schmeckt der Espresso hier tatsächlich intensiver – vielleicht liegt’s an der Atmosphäre.
Das Münchner Italien-Erlebnis ist kein Zufall. Viele italienische Familien haben sich hier niedergelassen und prägen das Straßenbild mit ihren Geschäften und Restaurants. Der kulturelle Austausch hat eine eigene Identität geschaffen – bayerisch-italienische Lebensart auf wenigen Quadratkilometern.
Wer München besucht und mediterranes Flair sucht, sollte einen Nachmittag in Haidhausen einplanen. Der kleine Umweg vom Touristenzentrum lohnt sich. Hier kann man erleben, wie städtische Viertel ihre ganz eigene Kultur entwickeln – eine Reise nach Italien, für die man nicht einmal einen Pass braucht.