Die Ostsee wird zunehmend zur Bühne militärischer Spannungen zwischen Russland und NATO-Staaten. Gestern überflog ein russisches Kampfflugzeug in geringer Höhe die deutsche Fregatte «Hamburg» im internationalen Gewässer der Ostsee. Verteidigungsminister Boris Pistorius bestätigte den Vorfall heute bei seinem Besuch in Lettland. Nach Angaben der Marine blieb die Situation trotz der Provokation unter Kontrolle.
Die Fregatte «Hamburg» nimmt derzeit an der NATO-Übung «Northern Coasts» teil, an der sich rund 30 Schiffe und über 3000 Soldaten aus 14 Nationen beteiligen. Solche Überflüge durch russische Kampfflugzeuge sind keine Seltenheit mehr. Allein in den vergangenen zwölf Monaten wurden über 100 ähnliche Zwischenfälle im Ostseeraum dokumentiert.
«Diese Provokationen sind Teil eines Musters, das wir seit der Annexion der Krim beobachten», erklärt Sicherheitsexperte Dr. Martin Krause vom Institut für Sicherheitspolitik in Hamburg. «Russland testet kontinuierlich unsere Reaktionsfähigkeit und Entschlossenheit.»
Bei meinen Recherchen in den Marinestützpunkten an der deutschen Ostseeküste spüre ich die gewachsene Anspannung. Ein Marineoffizier, der anonym bleiben möchte, beschreibt die Lage als «angespannt, aber professionell kontrolliert».
Die Bundeswehr hat ihre Präsenz in der Ostsee seit dem Ukrainekrieg verstärkt. Die Besatzung der «Hamburg» ist speziell für solche Begegnungen trainiert und folgt dabei klaren NATO-Protokollen. «Wir reagieren besonnen, aber bestimmt», betonte Pistorius.
Die Vorfälle verdeutlichen die neue sicherheitspolitische Realität in der Ostseeregion. Während Russland seine militärische Präsenz ausbaut, verstärken auch die NATO-Staaten ihre Abschreckung. Für die Anwohner der Ostseeküste bedeutet dies eine Rückkehr von Spannungen in einer Region, die lange als Meer des Friedens galt. Die Frage bleibt: Kann die Eskalationsspirale noch durchbrochen werden?