Manchmal braucht es neue Gesichter, um alte Gewohnheiten zu durchbrechen. Der VfB Stuttgart hat gestern Abend eindrucksvoll bewiesen, dass die Rückkehr auf die europäische Bühne nach langer Abstinenz kein Grund für Schüchternheit sein muss. Mit einem verdienten 3:1 gegen Celta Vigo gelang den Schwaben ein Traumstart in die Europa League – und das dank zweier Spieler, die vor wenigen Wochen noch kaum jemand auf dem Schirm hatte.
Die Neuzugänge Bilal El Khannouss und Anour Bouanani haben dem Spiel ihren Stempel aufgedrückt und gezeigt, warum Sportdirektor Fabian Wohlgemuth im Sommer tief in die Tasche gegriffen hat. Der marokkanische Mittelfeldspieler El Khannouss, vom belgischen KRC Genk gekommen, überzeugte mit klugen Pässen und einer Spielintelligenz, die man bei einem 20-Jährigen selten sieht. Bouanani hingegen, ausgeliehen von OGC Nizza, wirbelte die spanische Abwehr mit seinen Tempoläufen durcheinander.
«Diese jungen Spieler bringen eine Unbekümmertheit mit, die wir nach den Abgängen von Führich und Guirassy gebraucht haben», analysierte Trainer Sebastian Hoeneß nach dem Spiel. «Sie haben keine Angst vor großen Namen oder großen Bühnen.» Tatsächlich schienen die Stuttgarter Neuzugänge die besondere Atmosphäre regelrecht aufzusaugen, während manch etablierter Spieler von Celta Vigo mit der Intensität der Schwaben überfordert wirkte.
Der VfB knüpft damit nahtlos an seine beeindruckende Vorsaison an, in der sie überraschend Vizemeister wurden. Doch der europäische Erfolg schmeckt noch süßer. Nach elf Jahren ohne internationalen Fußball ist die Mercedes-Benz Arena endlich wieder Schauplatz europäischer Nächte. Und wenn die gestrige Leistung ein Indikator ist, könnte diese Europareise länger dauern als viele erwartet haben.
Ob die Stuttgarter diese Frische und Unbekümmertheit auch gegen die großen Kaliber der Europa League zeigen können, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Aber eines steht fest: Mit El Khannouss und Bouanani haben sie zwei Juwelen entdeckt, die dem VfB nicht nur in Europa, sondern auch in der Bundesliga noch viel Freude bereiten dürften.