Wenn am Freitag Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper den Hammer zum Fassanstich schwingt, beginnt nicht nur das zweitgrößte Volksfest Deutschlands. Auch ein Rekord wird aufgestellt: Mit bis zu 14,90 Euro für einen Liter Bier klettert der Preis auf ein noch nie dagewesenes Niveau. Rund 3,5 Millionen Besucher werden zum «Wasen» erwartet, der bis zum 13. Oktober das Neckarufer in eine Festmeile verwandelt.
Die Preiserhöhung von durchschnittlich 5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr sorgt für gemischte Reaktionen. «Die gestiegenen Energie- und Personalkosten zwingen uns zu diesem Schritt», erklärt Werner Klauss vom Schaustellerverband. Doch viele Stuttgarter sehen das kritisch. «Früher war der Wasen ein Fest für alle, heute überlegt man zweimal, ob man sich das noch leisten kann», erzählt mir Renate Schmid (68), die seit über 50 Jahren das Volksfest besucht.
Was in meinen Gesprächen mit Festwirten deutlich wird: Die Branche steht unter Druck. Gestiegene Mindestlöhne und Energiekosten haben die Kalkulation verändert. Dennoch hält Werner Klauss fest: «Im Vergleich zum Münchner Oktoberfest sind wir mit durchschnittlich 14,20 Euro pro Maß immer noch günstiger.»
In den acht Festzelten und auf dem 37 Hektar großen Gelände gibt es neben dem Bierpreis aber auch Erfreuliches: Über 300 Schausteller, ein erweitertes Familienangebot und erstmals ein Bereich mit reduzierter Lautstärke für lärmempfindliche Besucher. Die Frage bleibt: Wird der Wasen trotz Rekordpreisen seinen Charme als Volksfest bewahren können?