Die geplante Neugestaltung des Kölner Hauptbahnhofs sorgt für hitzige Debatten in der Domstadt. Die Deutsche Bahn will das seit Jahren leerstehende Hochhaus am Breslauer Platz, bekannt als «Schürmann-Bau», abreißen lassen. Stattdessen soll ein modernes Empfangsgebäude entstehen. Doch Denkmalschützer und Architekturexperten laufen Sturm gegen diese Pläne. Laut einer aktuellen Umfrage der Kölnischen Rundschau befürworten allerdings 58 Prozent der Kölnerinnen und Kölner den Abriss des umstrittenen Gebäudes.
«Das ist ein weiteres Stück architektonisches Erbe Kölns, das verloren zu gehen droht», kritisiert Professor Michael Weber vom Kölner Architekturkreis. Der 1991 fertiggestellte Bau des Architekten Joachim Schürmann gilt trotz seiner umstrittenen Ästhetik als bedeutendes Beispiel der Nachkriegsmoderne. Die Bahn hingegen betont die Notwendigkeit eines zeitgemäßen Bahnhofsgebäudes: «Wir brauchen funktionale Räume für die wachsenden Passagierzahlen», erklärt Bahnsprecherin Sabine Müller.
Was mich bei meinem Lokaltermin besonders beeindruckt hat: Die Menschen am Breslauer Platz scheinen gespaltener Meinung. «Der Klotz muss weg», sagt Kioskbesitzer Murat Yilmaz, während eine ältere Dame entgegnet: «Immer wird in Köln abgerissen, statt zu erhalten.»
Die Stadt Köln hat bisher keine eindeutige Position bezogen. Der Stadtkonservator prüft derzeit eine nachträgliche Denkmalschutz-Einstufung, was die Pläne der Bahn durchkreuzen könnte. Der Bauausschuss will im März entscheiden.
Die Debatte zeigt einmal mehr den Spagat zwischen Modernisierung und Bewahrung in einer Stadt, die durch den Krieg ohnehin viel historische Substanz verloren hat. Ob der Schürmann-Bau diesen Spagat überlebt? In Köln wäre es nicht das erste Mal, dass ein umstrittenes Gebäude im zweiten Anlauf doch noch Anerkennung findet.