In Brandenburg kämpfen Schüler für die Rückkehr einer jesidischen Familie, die Anfang Juli in den Irak abgeschoben wurde. Der 19-jährige Sarhat und seine Familie waren Teil der Schulgemeinschaft in Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz), bis ihre Abschiebung die Mitschüler erschütterte. Gestern überreichten Schüler eine Petition mit über 2.000 Unterschriften an Bildungsminister Steffen Freiberg.
Die Geschichte bewegt die Menschen vor Ort seit Wochen. «Er war einer von uns, einfach weg», erzählt Mitschülerin Tanja (17), die sichtlich mit den Tränen kämpft. Die jesidische Familie lebte seit acht Jahren in Deutschland, Sarhat sprach fließend Deutsch und besuchte zuletzt die Berufsschule. Nach Angaben der Schüler war die nächtliche Abschiebung besonders belastend – die Familie hatte kaum Zeit, das Nötigste einzupacken.
Ich habe in meinen Jahren als Journalistin selten ein solches Engagement junger Menschen erlebt. Sie sammelten nicht nur Unterschriften, sondern organisierten Solidaritätsaktionen und informierten sich über das komplexe Asylrecht. Der Fall offenbart die Diskrepanz zwischen behördlichen Entscheidungen und menschlichen Bindungen, die in Gemeinden entstehen.
Der Minister zeigte sich beeindruckt vom Einsatz der Jugendlichen, verwies jedoch auf die begrenzte Zuständigkeit seines Ressorts. Die Schüler lassen nicht locker. Sie wollen den Fall bis ins Brandenburger Innenministerium tragen. Die Frage bleibt: Wiegt Integration nach acht Jahren nicht schwerer als formaljuristische Kriterien? Eine Antwort, die nicht nur für die jesidische Familie entscheidend ist.