Die Fahrradstraßen Berlins waren gestern fest in Radfahrerhand: Trotz angekündigter Schauer startete die ADFC-Sternfahrt mit tausenden Teilnehmern aus allen Richtungen der Stadt. Am Großen Stern bildeten die bunten Radlerströme ein beeindruckendes Bild – leuchtende Regenjacken und Plastikumhänge dominierten das Stadtbild.
„Wir haben mit deutlich weniger Teilnehmern gerechnet, aber die Berliner lassen sich vom Wetter nicht abhalten», sagt Frank Meyer vom ADFC Berlin. Rund 15.000 Menschen nahmen nach ersten Schätzungen an der 47. Sternfahrt teil – knapp die Hälfte der Vorjahreszahlen, aber angesichts der Bedingungen beachtlich.
Ich begleitete den Zug aus Neukölln, wo sich trotz morgendlicher Regenschauer etwa 600 Menschen am Hermannplatz versammelten. Die Stimmung war ausgelassen, von Kleinkindern im Anhänger bis zu Senioren auf E-Bikes war alles vertreten. Eine typische Berliner Mischung.
Die politische Botschaft der Veranstaltung war klar: „Mehr Platz fürs Rad» prangte auf zahlreichen Schildern. Der ADFC fordert den schnelleren Ausbau sicherer Radwege und die konsequente Umsetzung des Mobilitätsgesetzes. Verkehrssenatorin Ute Bonde, die selbst mitradelte, versprach: „Wir werden das Tempo beim Radwegebau verdoppeln.»
Die größten Jubelstürme gab es, als die Fahrradkorsos über die sonst dem Autoverkehr vorbehaltene Stadtautobahn rollten. Für einige Stunden gehörte die Stadt wirklich den Radfahrern – trotz gelegentlicher Regentropfen ein beeindruckendes Signal für die Verkehrswende in der Hauptstadt.
Was bleibt? Das Fahrrad als Verkehrsmittel hat in Berlin längst seinen festen Platz, selbst bei Regenwetter. Ob die Politik das Tempo beim Infrastrukturausbau tatsächlich erhöht, wird sich in den kommenden Monaten zeigen müssen. Der ADFC bleibt jedenfalls am Ball – oder besser: am Pedal.