In der Düsseldorfer Innenstadt hat der ADFC gestern das Radhauptnetz unter die Lupe genommen – mit ernüchterndem Ergebnis. Über 20 Radfahrende folgten dem Aufruf und testeten die wichtigsten Verbindungen im Stadtbezirk 1. Fast überall fehlen sichere, durchgängige Radwege. Laut ADFC-Sprecherin Lerke Tyra erfüllt das Netz «nicht einmal ansatzweise die Anforderungen an sichere Radinfrastruktur».
Besonders problematisch: die Heinrich-Heine-Allee. Hier müssen Radfahrende zwischen parkenden Autos, Bussen und Straßenbahnen navigieren – ein gefährlicher Slalom. «Die Stadt verspricht seit Jahren Verbesserungen, aber es passiert zu wenig und zu langsam», kritisiert Tyra. Der ADFC dokumentierte über 30 kritische Stellen allein im Innenstadtbereich.
Auf der Königsallee, einer Hauptachse im Radnetz, fehlt auf weiten Strecken jegliche Radinfrastruktur. Stattdessen drängen sich Radfahrende zwischen Lieferverkehr und parkenden Autos durch. Eine Situation, die ich selbst täglich erlebe – gerade für Familien mit Kindern ist das unzumutbar.
Ein Lichtblick war die neue Fahrradstraße an der Kasernenstraße, die vom ADFC gelobt wurde. «So sollte es überall aussehen», sagt Verkehrsexperte Martin Kremer. Die Stadtverwaltung verweist auf finanzielle Engpässe. Verkehrsdezernent Jochen Kral versichert: «Wir arbeiten an Lösungen, aber Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.»
Der ADFC fordert nun einen Krisengipfel mit Oberbürgermeister Keller. Die Mängelliste soll noch diese Woche ans Rathaus übergeben werden. Für viele Düsseldorfer stellt sich die Frage: Wie ernst nimmt die Stadt ihre eigenen Klimaziele wirklich, wenn selbst grundlegende Radinfrastruktur fehlt?