Mit ihrer Anfrage im Bundestag wollte die AfD offenbar einen Zusammenhang zwischen Migrationshintergrund und Bürgergeld-Bezug nahelegen. Doch die Antwort der Bundesregierung offenbart ein ganz anderes Bild: Michael, Thomas und Andreas führen die Liste der häufigsten Vornamen unter deutschen Bürgergeld-Empfängern an. Bei den Frauen sind es Sabine, Stefanie und Susanne.
Die vom Arbeitsministerium veröffentlichten Daten zeigen, dass unter den zehn häufigsten Vornamen ausschließlich typisch deutsche Namen zu finden sind. Von den rund 5,5 Millionen Bürgergeld-Beziehern besitzen etwa 72 Prozent die deutsche Staatsbürgerschaft, während knapp 28 Prozent Ausländer sind.
«Die Zahlen widerlegen eindeutig die immer wieder geschürten Vorurteile», erklärt Sozialexperte Prof. Martin Werding von der Ruhr-Universität Bochum. «Bürgergeld ist kein ‹Ausländerproblem›, sondern sichert Menschen in verschiedensten Notlagen ab.«
Bemerkenswert ist auch der Kontext: In meinen fast zwei Jahrzehnten als Politikjournalistin habe ich beobachtet, wie bestimmte Anfragen im Bundestag gezielt darauf abzielen, Narrative zu bedienen, statt Fakten zu erforschen. Die Statistik zeigt, dass tatsächlich unter Ausländern prozentual mehr Bürgergeld-Empfänger sind, was aber strukturelle Ursachen hat: geringere Qualifikationsanerkennung, Sprachbarrieren und höhere Hürden am Arbeitsmarkt.
Die Debatte um das Bürgergeld bleibt politisch aufgeladen. Während die einen für höhere Leistungen plädieren, fordern andere strengere Regeln. Letztlich geht es um die Frage, wie viel Solidarität unsere Gesellschaft leisten will – und für wen. Vielleicht hilft die Erkenntnis weiter, dass hinter jedem Namen eine persönliche Geschichte steht, unabhängig davon, ob er Michael oder Mohammed lautet.