Der rasante Aufstieg der AfD in Deutschland lässt viele ratlos zurück. Seit Monaten bewegt sich die Partei in Umfragen stabil über 15 Prozent, in ostdeutschen Bundesländern sogar bei über 30 Prozent. Aber warum? Der Wahlforscher Benjamin Höhne vom Institut für Parlamentarismusforschung hat eine klare These: Die AfD hat es geschafft, Migration als dauerhaftes Mobilisierungsthema zu etablieren.
«Die AfD nutzt Migration als politischen Hebel», erklärt Höhne im Gespräch. Die Partei habe erkannt, dass die Angst vor Überfremdung bei vielen Menschen tief sitzt. In meiner fast zwanzigjährigen Berichterstattung habe ich beobachtet, wie dieses Thema immer wieder aufflammte – sei es 2015 während der sogenannten Flüchtlingskrise oder aktuell bei Debatten um Abschiebungen.
Besonders perfide: Die AfD knüpft geschickt an real existierende Probleme an. Überfüllte Unterkünfte, Herausforderungen in Schulen oder bei der Wohnungssuche – all das sind echte Schwierigkeiten bei der Integration. Doch statt Lösungen anzubieten, schürt die Partei Ängste.
«Die AfD hat sich von einer Anti-Euro-Partei zu einer Migrations-Gegner-Partei entwickelt», so der Politikwissenschaftler. Diese Strategie verfängt besonders in Regionen mit wenig persönlichem Kontakt zu Migranten. In meiner Heimat Hamburg, wo das Zusammenleben verschiedener Kulturen Alltag ist, findet die AfD deutlich weniger Zuspruch als etwa in ländlichen Regionen Ostdeutschlands.
Was tun? Höhne empfiehlt, die Rhetorik der AfD zu entlarven und gleichzeitig die realen Herausforderungen der Migration anzugehen. Die demokratischen Parteien müssten klare Antworten liefern, ohne in Populismus zu verfallen. Der Erfolg der AfD ist kein Naturgesetz – er kann gebrochen werden, wenn die Politik Probleme löst, statt sie zu bewirtschaften.