Die Demonstration gegen eine AfD-Versammlung am Berufskolleg in Köln-Buchheim blieb gestern deutlich hinter den Erwartungen zurück. Nur etwa 200 Menschen fanden sich vor dem Schulgelände ein, obwohl die Veranstalter mit bis zu 1000 Teilnehmern gerechnet hatten. Die AfD-Landesvorsitzende Amira Mohamed Ali hielt innerhalb des Kollegs einen Vortrag zum Thema «Leben in der digitalen Zeit», während draußen Protestierende mit Plakaten und Sprechchören ihre Ablehnung zeigten.
Bereits seit Tagen hatte das geplante AfD-Treffen in dem städtischen Berufskolleg für Unmut gesorgt. Die Stadt Köln erklärte, sie könne die Veranstaltung nicht verbieten, da die Schule laut Schulgesetz für bestimmte Zwecke vermietet werden darf. «Wir sind rechtlich verpflichtet, allen demokratischen Parteien gleichen Zugang zu ermöglichen«, erläuterte ein Sprecher der Stadt.
Unter den Demonstrierenden waren viele junge Menschen, darunter auch Schüler des Berufskollegs. «Wir wollen kein Forum für rechte Hetze an unserer Schule», sagte Emma K., 19, eine der Teilnehmerinnen. Die Polizei war mit mehreren Einsatzfahrzeugen vor Ort, musste aber nicht eingreifen. Die Demonstration verlief friedlich, auch wenn die Stimmung angespannt war.
Was mich bei meiner Beobachtung vor Ort überraschte: Trotz der geringen Teilnehmerzahl war die Entschlossenheit der Demonstrierenden deutlich spürbar. In Hamburg hätte eine solche Versammlung vermutlich deutlich mehr Menschen mobilisiert.
Der Vorfall wirft grundsätzliche Fragen auf: Dürfen öffentliche Einrichtungen wie Schulen Räume an Parteien vermieten, deren Positionen kontrovers diskutiert werden? Und wie weit reicht die Neutralitätspflicht von Bildungseinrichtungen? Diese Diskussion wird Köln noch beschäftigen – lange nachdem die Demonstranten gestern Abend wieder nach Hause gegangen sind.