Die Schweriner Politik steht vor einem Umbruch. Eine neue Umfrage zeigt die AfD erstmals als stärkste Kraft in der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern. Mit 19 Prozent liegt die Partei knapp vor CDU und Linke, die jeweils 18 Prozent erreichen würden. Für die SPD, die Schwerin seit Jahrzehnten prägt, bedeutet das Ergebnis einen dramatischen Absturz auf nur noch 17 Prozent.
Der Stimmungswandel in der Stadt kommt nicht von ungefähr. Bei meinem letzten Besuch in Schwerin im Februar spürte ich die Unzufriedenheit vieler Bürger. «Die etablierten Parteien haben den Kontakt zu uns verloren», sagte mir ein Handwerker am Pfaffenteich. Diese Enttäuschung spiegelt sich nun in Zahlen wider.
Besonders alarmierend für die Demokratie: Das BSW, die neue Partei von Sahra Wagenknecht, käme aus dem Stand auf 10 Prozent. Die Grünen erreichen nur noch 7 Prozent, während die FDP mit 4 Prozent an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern würde. Lokale Wählergemeinschaften kommen zusammen auf 7 Prozent.
Landesweit sieht die Lage ähnlich aus. Laut Infratest dimap führt die AfD in Mecklenburg-Vorpommern mit 26 Prozent, gefolgt von der SPD mit 22 Prozent. Der Politikwissenschaftler Prof. Steffen Schoon von der Universität Rostock erklärt dazu: «Wir sehen eine zunehmende Polarisierung der politischen Landschaft, die traditionelle Parteibindungen auflöst.»
In Hamburg, wo ich aufgewachsen bin, waren solche Verschiebungen lange undenkbar. Doch die politische Landschaft wandelt sich bundesweit. Die Frage bleibt: Können die etablierten Parteien das verlorene Vertrauen zurückgewinnen, oder erleben wir gerade eine grundlegende Neuordnung unserer politischen Landschaft?