In Gießen wurde am vergangenen Wochenende die AfD-Jugendorganisation «Junge Alternative» (JA) neu gegründet. Rund 30 junge Menschen versammelten sich im Stadtteil Wieseck, um den Kreisverband wiederzubeleben. Der hessische JA-Landesvorsitzende Lennart Schwarzbach betonte dabei die strategische Bedeutung: «Wir müssen junge Menschen für unsere Ideen gewinnen, um langfristig zu bestehen.»
Die Neugründung kommt in einer Zeit, in der die JA bundesweit unter Beobachtung des Verfassungsschutzes steht. In Hessen wird die Organisation als «gesichert rechtsextremistisch» eingestuft. Trotzdem – oder gerade deshalb – gewinnt die Jugendorganisation an Zulauf. Laut eigenen Angaben hat die JA Hessen ihre Mitgliederzahl im letzten Jahr um 40 Prozent gesteigert.
«Die jungen Leute suchen nach Alternativen zum politischen Mainstream», erklärt Politikwissenschaftlerin Dr. Marion Reuter von der Universität Frankfurt. «Sie fühlen sich von klassischen Parteien nicht mehr vertreten.»
Als ich vor einigen Jahren in Baden-Württemberg über rechte Jugendbewegungen recherchierte, war die JA noch eine Randerscheinung. Heute etabliert sie sich systematisch in der Fläche – ein beunruhigender Trend.
Bei der Veranstaltung in Gießen wurden bewusst keine Gegendemonstranten zugelassen. Ein Sprecher des Bündnisses «Gießen bleibt bunt» kritisierte: «Die AfD versucht, ihre extremistischen Positionen im Hochschulumfeld salonfähig zu machen.»
Die Entwicklung in Gießen zeigt exemplarisch, wie rechte Strukturen im ländlichen Raum Fuß fassen. Es bleibt die Frage: Wie reagieren demokratische Kräfte auf diese Herausforderung? Die Antwort wird nicht nur über die politische Zukunft Hessens entscheiden.