Im Landesverband Nordrhein-Westfalen der AfD brodelt es gewaltig. Der stellvertretende Landessprecher Sven Tritschler hat eine mutmaßliche Intrige gegen ihn öffentlich gemacht. In einem parteiinternen Schreiben, das seit gestern zirkuliert, wirft er mehreren Parteikollegen vor, seine politische Karriere sabotieren zu wollen. Eine Tonaufnahme soll belegen, dass hochrangige Mitglieder gezielt Gerüchte streuten, um ihn zu diskreditieren.
Die Situation spitzt sich zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt zu. In vier Wochen steht der Landesparteitag an, bei dem der gesamte Vorstand neu gewählt wird. «Was hier passiert, schadet unserer Partei massiv», erklärte Tritschler gegenüber regionalen Medien. «Einige wenige versuchen, mit Schmutzkampagnen ihre persönlichen Machtinteressen durchzusetzen.»
Der Konflikt weist tiefe Gräben im NRW-Landesverband auf. Parteiinsider berichten von verhärteten Fronten zwischen dem Lager um Tritschler und einer Gruppe um den Landtagsabgeordneten Christian Loose. Wie ich bei meinen Recherchen in Düsseldorf erfahren habe, geht es auch um die künftige Ausrichtung der Partei – moderater oder radikaler.
Die besagte Tonaufnahme wurde inzwischen von mehreren Vorstandsmitgliedern bestätigt. Darin soll zu hören sein, wie Pläne geschmiedet werden, Tritschler mit erfundenen Vorwürfen zu belasten. «Ich bin erschüttert über das Ausmaß an Niedertracht», kommentierte ein Kreisverbandsvorsitzender, der anonym bleiben möchte.
Der Bundesvorstand der AfD hat sich bislang nicht zu den Vorgängen geäußert. Politikwissenschaftler Prof. Dr. Thomas Bauer von der Universität Köln sieht in diesen Entwicklungen ein typisches Muster: «Junge Parteien durchlaufen häufig solche Machtkämpfe, wenn es um die grundsätzliche Ausrichtung geht.»
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Partei diese Zerreißprobe übersteht. Für die Wähler in NRW stellt sich die Frage: Kann eine Partei, die intern so zerrissen ist, verlässliche Politik machen? Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen populistischer Bewegungen – zwischen dem Anspruch, «anders» zu sein, und den altbekannten Mechanismen des Machtkampfs.