Die Wirtschaft tut sich schwer mit der AfD. Nach den jüngsten Umfrageerfolgen der Partei melden sich immer mehr Unternehmen und Wirtschaftsverbände zu Wort. Der Druck wächst, klar Stellung zu beziehen. In einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) gaben 79 Prozent der befragten Unternehmen an, dass ein Wahlerfolg der AfD dem Wirtschaftsstandort Deutschland schaden würde.
«Die Diskussion um eine Brandmauer zur AfD hat die Wirtschaft voll erreicht», sagt Michael Hüther, Direktor des IW. Nach seinen Worten fürchten viele Unternehmen um internationale Fachkräfte und ihren Ruf im Ausland. Aus Düsseldorfer Perspektive beobachte ich seit Jahren, wie Konzerne um Talente aus dem Ausland werben – ein fremdenfeindliches Image könnte dieses Werben zunichtemachen.
Der Konsumgüterkonzern Henkel hat bereits reagiert und ein klares Statement abgegeben: «Wir als Unternehmen stehen für Vielfalt, Toleranz und Weltoffenheit.» Doch nicht alle gehen so weit. Mittelständler im ländlichen Raum scheuen oft die Konfrontation, wie mir ein Familienunternehmer aus Thüringen unter vier Augen gestand: «Ich kann es mir nicht leisten, Kunden zu verlieren, nur weil ich politisch Position beziehe.»
Die wirtschaftlichen Folgen eines AfD-Wahlerfolgs wären spürbar. Experten rechnen mit erschwerten Handelsbeziehungen und einem Rückgang ausländischer Investitionen. Meine Erfahrung aus der Finanzkrise 2008 zeigt: Vertrauen ist die wichtigste Währung der Wirtschaft – und schnell verspielt.
Die Frage ist nicht mehr, ob Unternehmen Position beziehen sollten, sondern wie. Bleibt die deutsche Wirtschaft beim «Weiter so» oder findet sie ihre politische Stimme? Eines ist klar: Die Zeit der bequemen Neutralität ist vorbei.