In Berlin erhalten die AfD-Vorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla künftig deutlich mehr Geld. Statt bisher 10.000 Euro bekommen sie nun monatlich 14.000 Euro Aufwandsentschädigung – ein Plus von 40 Prozent. Dies wurde gestern in einer vertraulichen Vorstandssitzung beschlossen, wie die Süddeutsche Zeitung aus Parteikreisen erfuhr.
Die Erhöhung erfolgt kurz nachdem die Partei durch Wahlerfolge in Ostdeutschland ihre Einnahmen erheblich steigern konnte. «Die gestiegene Verantwortung und der enorme Arbeitsaufwand rechtfertigen diese Anpassung», erklärte ein Vorstandsmitglied, das anonym bleiben wollte. Besonders pikant: Die AfD kritisiert regelmäßig die «Selbstbedienungsmentalität» anderer Parteien.
Seit meinen Anfängen in der politischen Berichterstattung in Baden-Württemberg habe ich selten eine so bemerkenswerte Diskrepanz zwischen öffentlicher Rhetorik und internem Handeln erlebt. Während AfD-Politiker bei öffentlichen Auftritten Sparsamkeit predigen, beschließen sie im Hinterzimmer großzügige Zulagen.
Parteimitglieder an der Basis reagierten unterschiedlich. «Wir kämpfen ehrenamtlich, während die Spitze absahnt», kritisierte ein langjähriges Mitglied aus Hamburg. Der Bundesschatzmeister verteidigte die Erhöhung dagegen als «marktüblich» und verwies auf ähnliche Vergütungen in anderen Parteien.
Offen bleibt, wie diese Entscheidung bei den Wählern ankommt. Gerade das Image als «Anti-Establishment-Partei» könnte Kratzer bekommen. Vielleicht zeigt sich hier am deutlichsten, wie sehr die AfD inzwischen selbst Teil jenes Systems geworden ist, das sie vorgibt zu bekämpfen.